
Obwohl ich mal wieder keinerlei Urlaubsvorbereitung betrieb um mich ein wenig in Form zu bringen, war ich erstaunlich fit nach dem gestrigen Tag. Die Hitze schien mir eher die Probleme bereitet zu haben als die Kilometer die ich gelaufen bin. Da ich auch heute wieder einige Meilen mit dem Auto vor mir hatte, klingelte der Wecker auch heute ungnädig früh.
Von St. George ging es …
St. George hatte nicht lange etwas von mir. 2016 war ich hier noch für insgesamt 3 Tage, dieses Jahr sollte es der einzige Tag bleiben an dem ich mich hier herumtrieb. Um 5:50 Uhr klingelte mein Handy um mich aufzuwecken. Ich tat mich schon ein wenig schwer das weiche Bett zu verlassen und mich für die nächsten Wochen mit einem Zelt und dem Airbed zu begnügen. Aber ich musste ja los. Husch husch unter die Dusche und Sachen packen. Um 6:40 Uhr packte ich meine Koffer wieder in den Wagen und brachte die Keycard zur Rezeption. Der Wagen war nun schon ganz schön voll nach all den Einkäufen gestern. Allein die Getränke nahmen nun ziemlich viel Platz weg. Im McDonalds kaufte ich mich noch rasch einen Orangensaft und begab mich auf den Weg nach… Escalante.
Escalante, so fast ein bisschen eine zweite Heimat geworden. Zum dritten Mal besuche ich die Gegend und die lieben netten Leute der Escalante Outfitters. Wer weiß wie lange das alles noch geht. Nach der Verkleinerung des National Monuments durch den 45. Präsidenten kann man nicht wissen was in der Zukunft noch möglich ist. Daher ist es vielleicht nun weise nochmals nach Escalante zu fahren.
Von St. George fuhr ich dieses Mal nicht durch den Zion National Park, da ich mir diesen Weg sparen wollte – ich kenne mich – ich würde hier und da wieder anhalten und Zeit unnötig liegen lassen. Daher wählte ich den Weg über die I-15, den Veterans Memorial Highway bis nach Cedar City. Die Fahrt war eher .. sagen wir… langweilig. Um es “gediegen” auszudrücken. Ich war auch noch nicht ganz auf der Höhe meiner Schaffenskraft an diesem Tag, ein wenig müde war ich noch.
Schöner wurde es erst nach Cedar City als es hinauf in Richtung Dixie National Forrest und Cedar Breaks National Monument ging. Erst hier fand ich mich dann auch ein wenig wieder und war hell wach. Es war herrliches Wetter. Kaum ein Paar Meter höher in den Wäldern wurde es auch direkt merklich kühler, das gefiel mir. Die Temperaturen fielen sogar noch soweit, als dass es wirklich frisch war. Ich wollte eigentlich einen kurzen Abstecher in den Cedar Breaks machen, dieser war aber leider geschlossen. Ja, es lag Neuschnee – die Straßen waren gesperrt. Kurz vor der Abzweigung zum National Monument lag in den Meadows auch noch an vielen Stellen Schnee. Ui, na hoffentlich fallen die Temperaturen nicht auch in Escalante so tief in der Nacht !

Da ich den geplanten Abstecher streichen musste fuhr ich zügig weiter um bei Zeiten in Escalante anzukommen. Dass ich dann aber an der Kreuzung auf den Highway 89 warten musste, war nicht geplant. Eine satte halbe Stunde stand ich da vor dem netten freundlichen Herren mit der Stop-Keller, der sich eine ganze Weile nett mit mir unterhielt. Er war aus Nevada, nuschelte sich aber teilweise so viel in seinen langen gräulichen Bart, dass es selbst mir dann schwer fiel alles zu verstehen. Die Wagen stauten sich hinter mir und rechts von mir. Zeitweise ging gar nichts, kein Auto fuhr. Aber die Strecke auf der die Baustelle war, zog sich auch eine ganze Weile. Nach 29 Minuten ging es dann also weiter Richtung Bryce Canyon und darüber hinaus. Am Bryce Canyon das selbe Spiel noch einmal, jedoch nur für 5 Minuten. Es fanden Bauarbeiten an den beiden kleinen Tunneln beim Red Canyon statt. Die Straßenführung war hier komplett nach rechts verlegt worden. Die tollen Farben im Red Canyon, die ja dem Bryce sehr sehr ähnlich sind, machten mich direkt heiß. Ich wäre am liebsten wieder ausgestiegen und losgelaufen.

Aber das Ziel lag ja noch vor mir. Weiter ging es durch Tropic, durch Cannonville und durch Henrieville, die restlichen 46 Meilen bis Escalante zogen sich. Doch Schritt für Schritt kam ich näher und schaute bei meiner Ankunft, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, im Visitor Center vorbei. Die Rangerin erkannte mich noch vom letztjährigen Trip und begrüßte mich herzlich. Ich wollte mir natürlich Infos bzgl. der Streckenbeschaffenheit der Hole-In-The-Rock-Road einholen und nach den Wetterberichten fragen. Alles schien bestens. Die HITRR sei teilweise wie ein Highway und das Wetter soll gut bleiben.
Bei den Escalante Outfitters checkte ich auch noch rasch ein, da ich nicht vorbuchen brauchte, aber auf Nummer sicher gehen wollte damit ich am Ende nicht ohne Zeltplatz da stand. Danach machte ich mich auf den Weg zu meinem heutigen Hike.
43 Meilen auf der HITRR
Und da war sie wieder, die “Straße” die mir letztes Jahr so ein wenig auf den Zeiger ging. Die Hole-In-The-Rock Road ist einfach sau lang. Sie zieht sich gnadenlos und man denkt immer wieder “so, ich müsste ja eigentlich gleich da sein”. Und dann geht es doch noch etliche Meilen weiter. 2017 war die HITRR ganz gut ins Schuss, einige Stellen waren vom Unwetter natürlich nicht ganz so prickelnd, aber sie war in Ordnung.
Heute muss ich satte 43 Meilen auf diese Dirt Road hinter mich bringen – 43 Meilen hinunter, 48 Meilen hinauf bis Escalante. Mein Ziel am “Meilenstein” 41 ist die Abzweigung auf die BLM276 in Richtung Willow Gulch. Im Gulch befindet sich nämlich der Broken Bow Arch, den ich mir heute noch ansehen wollte. Wie erwartet zog sich die Fahrt auf der HITRR in die Länge und ich kam erst um 14:45 Uhr am Parkplatz auf der BLM276 an. Schnell Getränke und ein paar Äpfel eingepackt und dann den Rucksack gesattelt. Das meiste war eh bereits eingepackt.
Broken Bow Arch Hike
Vom Parkplatz ging es direkt ein wenig den Hügel hinunter. Wie ein Wächter steht ein Cap Rock am oberen Rand des Hügels, der sich dann als eine rund 40 Meter hohe tiefsandige Düne herausstellen sollen. Owei, runter ging ja schnell und einfach. Aber hoch ? Ich sank so tief in den Sand ein dass meine Waden zur Hälfte verschwunden waren. Na, das kann ja was werden auf dem Rückweg.
Der erste Kilometer im Gulch gehen schnell von der Hand. Am Anfang, in einem schattigen Abschnitt waren einige andere Hiker die gerade ein Päuschen einlegten. Ich fragte sie wie der Hike war. Wir kamen kurz ins Gespräch. Da ich aber nicht wusste wie schnell ich voran kommen werde, machte ich mich rasch weiter auf den Weg zum Broken Bow Arch. Nach etwas mehr als 500 Metern kam ich an eine Weggabelung. Cairns wiesen den Weg. Ich wusste zwar dass gerade aus der beste Weg ist, folgte aber den vielen Spuren und den Cairns nach links. Ob das die beste Entscheidung war, wusste ich da noch nicht – ich weiß nur dass ich es jetzt so nicht mehr machen würde. Die folgenden 1.5 Km waren dann geprägt durch einen klar ersichtlichen Trampelfahrt durch niedriges Grasland auf mehr oder weniger tiefen Sand. Es war ganz ok so zu laufen. Ab Kilometer 1.7 ging es dann endlich durch interessanteres Gefilde, da nun endlich der Spaß im Wasser anfing.
Man läuft nämlich eine ganze Weile, zumindest aber die letzten 900 Meter in seichtem kühlen Wasser. Herrlich hier zu laufen, grüne Bäume, grüne Büsche wohin man schaut. Schilfrohr und saftiges grünes Gras. Dazu spitzen Wetter. Es war zwar in diesen engeren Passagen deutlich wärmer als zuvor, da es durch das Wasser entsprechend eine andere Luftfeuchtigkeit hatte, aber es war genial durch das frische Nass zu laufen ohne dass die Schuhe im Inneren nass werden.

Ein wenig Gekraxel war es schon an manchen Stellen. Man kann sich aber dennoch gut auf die Cairns verlassen. Was mir auffiel, ist dass man beim Hike ein wenig aufpassen muss wohin man greift oder tritt. Gerade in dem Teil wo man den Fluss kreuzen muss bzw. in ihm läuft liegt sehr viel Treibholz, Äste, Büsche. Unsichtige Stellen bei denen man definitiv ein wenig auf die Hände und Füße achten sollte. Diese Stellen sind gerne Unterschlupft für Schlangen oder Spinnen.
Es konnte nicht mehr weit sein. Um 15:55 Uhr schaute ich auf die Uhr… und direkt mit dem ersten Blick entdeckte ich die Spitze des Broken Bow Arch. Fantastisch ! Noch 2 Kurven musste ich hinter mich bringen im wunderbaren Willow Gulch, dann stand ich direkt unter dem Arch im Flussbett. Wow. Ich hätte ihn mir ein wenig kleiner vorgestellt – der Arch ist riesig. Ich suchte mir ein wenig Schatten um den Ausblick zu genießen und aus der Sonne zu gehen. Eine kleine Erfrischung war nötig. Ich trank die zweite Flasche Wasser leer und gönnte mir einen Apfel. Mit dem kühlen Wasser des Flusses kühlte ich meine Arme und das Gesicht. Ich wollte noch einen Blick um den Arch herum wagen – um ihn herum ist eine riesige Sanddüne die ich versuchte hinauf zu kommen. Aber das war mir am Ende ein wenig zu sandig. Ein Schritt nach vorne, zwei zurück.

Gerne wäre ich hinter dem Arch noch weiter Richtung Fortymile Creek gelaufen. das tolle am Gulch ist, dass am Ende der Escalante River wartet, besser gesagt er mündet in den Lake Powell. Hier ließe ich ein kühles Bad nehmen. Aber so weit wollte ich heute nicht gehen… man kann ja nochmal hier her kommen ! Ca. 25 Minuten hielt ich mich rund um den Arch auf, machte mich dann aber auf den Rückweg. Den gleichen Weg zurück, bis auf das Stück das zur Weggabelung führt, denn auf dem Rückweg nahm ich unbewusst tatsächlich den mittleren Weg und kam gerade aus auf die Weggabelung hinzu. Bis hier hin sind es wieder knapp 2 Km. Die letzten Meter sollten dann aber wieder hart werden. Die Sonne stand genau vor mir und ich musste noch diese ….. Sanddüne hinauf. Insgesamt war der Rückweg anstrengender da es konstant bergauf geht.
Bevor ich diese aber in Angriff nahm suchte ich mir das letzte bisschen Schatten im Canyon um noch einmal durchzuatmen. Ab hier packte ich die Kamera in den Rucksack und schaute zu dass ich die Düne bewältige. Und wie erwartet war die Düne so tief, dass ich auch hier nur sehr schwer voran kam. Ich sackte bei jedem Schritt tief ein, ein Schritt vor, zwei zurück. Hinter mir kam ein Paar im Canyon in meine Richtung. Ich hatte die beiden auf meinem Weg zurück bisher nicht gesehen – aber sie wollten auch die Düne hoch. In dem Tempo mit dem sie da hoch sprinteten, ohje, da wurde es mir schwindelig das anzusehen. Wir hielten kurzen Smalltalk und ich scherzte ein wenig über meine Kondition. Der Mann fand das sehr amüsant und lobte meinen Selbstironie und dass ich das hier überhaupt so alleine bewältige. Wahrlich schwer war die Wanderung ja nicht …aber das letzte Stück war mir eben mein größter Feind. Dass ich die beiden nochmals wiedersehen sollte hätte ich auch nicht gedacht….
Erleichtert kam ich an meinem Wagen an. Die Wärme und die direkte pralle Sonne waren schon ziemlich anstrengend, aber ich hatte es gepackt. Der tolle große Broken Bow Arch war die Mühen definitiv wert. Am Ende hatte ich 6.6 Km hinter mich gebracht, 180 Höhen bergauf, 230 Höhenmeter bergab (auf Grund der unterschiedlichen Hin-und Rückwege). Für die letzten 500 Meter inklusive der tollen Sanddüne brauchte ich fast 30 Minuten.
Zu den Stunden für den Hike kamen noch die Meilen auf der HITRR, da ich wieder nach Escalante fahren musste. Um 17:40 Uhr startete ich vom Parkplatz am Willow Gulch Richtung Escalante. Knapp 2 Stunden benötigte ich für die Fahrt. Teilweise konnte man wirklich schnell fahren für eine Dirtroad – an manchen Stellen waren 40 mph möglich. Aber dennoch, bereits heute stellte sich bei mir dieses Gefühl ein, dass diese Dirtroad mich wieder fertig machen wird in den nächsten Tagen.
In Escalante angekommen
Als ich in Escalante ankam dachte ich kurz an Sabine und Nico. Ich wusste sie sind in einem Bed & Breakfast direkt gegenüber der großen Tankstelle. Da wir den Plan für morgen noch nicht besprochen hatten, wäre eine kurze Absprache vielleicht nicht verkehrt. Ich hielt ausschau nach ihrem Auto… und tatsächlich, sie waren da. Ich stattete den beiden einen Besuch. Wir schwätzten eine ganze Weile. Und das beste – die beiden waren im Bryce Canyon zum Lunch und haben Kuchen mitgebracht – auch ein Stück für mich. Aaaaaaaw ! Lecker ! Es wurde dann rasch dunkel, dass ich mein Zelt noch aufbauen muss hatte ich zwar noch im Hinterkopf, aber irgendwie verquatschten wir uns ziemlich.
Als es dunkel war machte ich mich dann auf zu den Outfitters. Ich ging rasch vor ins Restaurant zu Erin um zu fragen welche Campsite nun meine ist ….die “6” war zwar von der Information her gut, aber es gab keine Platznummern. Erin meinte dass es völlig egal ist – die mir am besten gefiele wäre dann meine. Er war überrascht mich wieder zu sehen und begrüßte mich mit Handschlag. Nach 2016 und 2017 war es nun das dritte Jahr in Folge dass ich den Outfitters einen Besuch abstatte. Er begrüßte mich mit einem Glas Wein in der Hand, gerade beim Putzen der Theke 🙂
Ich wollte ihn aber nicht lange aufhalten, ein paar nette Worte, fast schon ein wenig familiär oder freundschaftlich…danach baute ich rasch in der Dunkelheit mit der Taschenlampe bewaffnet mein Zelt auf. Parallel hierzu kochte ich mir noch schnell ein Paar Nudeln auf dem Gaskocher. Mit Nudeln mit Tomatensauce und Nachos mit Dip machte ich mir noch einen angenehmen Abend, ging aber schon bald schlafen, da für Morgen ja viel auf dem Programm steht.
Die Daten zu diesem Tag
gefahrene Meilen | Best Western Coral Hills St. George > Escalante > Willow Gulch Trailhead > Escalante | 179 Meilen (288 Km) 48 Meilen (77 Km) 48 Meilen (77 Km) |
gelaufene Meilen | Broken Bow Arch Hike | 4,1 Meilen (6,6 Km) |