
[dropcap]V[/dropcap]om Joshua Tree National Park sollte es heute Richtung Norden gehen, zum Death Valley. Auf dem Weg zum Death Valley lagen ein Paar Orte die ich mir unbedingt ansehen möchte. Ich hatte ja ohnehin noch zwei volle Tage im Wartezimmer zur Hölle vor mir.
| Der Morgen auf dem Jumbo Rocks Campground
Kaum fing es draußen an heller zu werden, war ich auch schon wach. Eine recht erholsame Nacht, die Bierchen taten ihren Beitrag. Ich zog mich rasch an und vertrat mir kurz die Beine. Ich schnappte meine Kamera und das Stativ um die Morgenstimmung und die aufgehende Sonne festzuhalten. Die Felsen hier auf dem Campground waren prädestiniert. Ich lief hinter meinem Auto die Felsen hoch und suchte mir eine gemütliche Stelle an der ich mich setzte und mein Stativ aufbaute.
Der Campground erwachte nach und nach zum Leben. Immer mehr Leute kamen aus ihren Wohnmobilen oder Zelten um sich den herrlichen Sonnenaufgang anzusehen. Ich wartete rund 20 Minuten, machte einige Fotos. Es wurde am Horizont immer heller und farbiger. Rot, Orange, Gelb, Rosa… eine Farbenpracht.
Kurz danach traute sich die Sonnen die ersten verträumten Blicke über die Berglandschaft in der Ferne zu werfen. Wow – was für ein toller Moment hier im Joshua Tree Nationap Park.

Die Sonne stand nun bereits über den Bergen und ich hatte genug Fotos gemacht. Unten an meiner Campsite machte ich noch ein Paar Fotos vom Campground selbst. Eine herrliche und unheimlich friedliche Morgenstimmung. Wahrlich ein Moment zum genießen !

| Die lange Fahrt vom Joshua Tree NP zum Death Valley
Ich packte meine letzten Sachen ins Auto und verabschiedete mich noch von den beiden Männern aus North Carolina. Natürlich sagte ich auch schnell tschüss zu den beiden Münchnern mit denen ich den Abend verbracht hatte. Rasch fuhr ich aus dem Park um zunächst am Visitor Center zu prüfen ob ich von British Airways Neuigkeiten auf meinem Smartphone hatte. Und siehe da !? Ich hatte eine Email und eine SMS mit der Bestätigung dass der Koffer gefunden wurde. Zieldatum für LAX Airport – 12.09.2017. Also morgen ?!
Tsja ich musste aber heute schon weiter in den Norden fahren, Richtung Death Valley. Ich rief kurz im Stovepipe Wells Village im Death Valley an und fragte ob ich den Koffer in die Rezeption liefern lassen könnte. Der freundliche Mann stimmte zu, das wäre “überhaupt kein Problem”. Ich loggte mich also auf der Seite von British Airways für den Baggage Claim ein und änderte die Zieladresse von Twentynine Palms auf Stovepipe Wells Village. Mehr konnte ich zu diesem Moment nicht machen.
Ich fuhr fix zum Stater Bro’s Supermarkt und deckte mich erneut mit allem nötigen ein, u.A. auch Nachschub für die Kühlbox. Anschließend ging es direkt auf den Weg Richtung Lone Pine, über die I-247 auf die I-395. Ein Weg von insgesamt 257 Meilen (ca. 413 Km).
Der Weg bis nach Lone Pine ist schwer zu beschreiben. Zwischen Joshua Tree’s und schier unendlicher Langeweile war alles dabei. Das war auch der Grund warum ich zwei Pausen von jeweils 30 Minuten machte, da ich auf der Fahrt immer wieder schlagartig müde wurde und nahe am Sekundenschlaf war. Irgendwann lässt sich auch die Musik nicht mehr lauter drehen. Da helfen höchstens tödliche Dosen Mountain Dew um wieder fit zu werden. Die Pausen taten jedenfalls sehr gut.
Nach Lone Pine wollte ich zunächst nicht – ich fuhr nur in die Richtung. Mein Ziel war ein anderes, nämlich ein Teilstück (ein Shortcut) auf der I-190 die zum Death Valley führt.

Tjsa ? was gibt es hier außer der Straße ? Ich kläre mal auf. U2 haben dieses Jahr auf Ihrer Tournee auf der Videoleinwand einige tolle Orte für die einzelnen Songs auf Video aufgenommen. Anton Corbijn hatte für den Song “Where The Streets Have No Name” folgende Idee – und diese Idee musste ich unbedingt “nacheifern”. 🙂 Oben mein Video, aufgenommen mit meiner Yi 4K Action Cam…unten ein Video vom Konzert aus Vancouver (man achte auf die Leinwand !).
[embedyt] https://www.youtube.com/watch?v=6Kx7WdjnpsI[/embedyt] [embedyt] https://www.youtube.com/watch?v=r-4BC3Id3mY[/embedyt]
Herrlich verrückt, nicht wahr ? 🙂
Danach fuhr ich auf die I-190 weiter Richtung Death Valley, hielt aber nach bereits 9 Meilen rechts am Straßenrand an. Wer das Album Cover von “The Joshua Tree” kennt (s. auch im Prolog zu diesem Bericht), weiß dass ein Joshua Tree auf den Fotos zu sehen ist. Dieser steht nicht etwa beim Joshua Tree National Park, nein – er steht hier – nah am Death Valley. Einst war er ein sehr einsamer, stolzer Joshua Tree. Er stach regelrecht aus der sonst eher kargen und platten Landschaft heraus.
Die Koordinaten des Baumes: 36.33082, -117.74529
Ich ließ mein Auto stehen und lief entsprechend meine Koordinaten die ich in meiner App Maps.Me gespeichert hatte zu dem Baum. Leider steht dieser seit 2000 nicht mehr.
“Wie ? der steht nicht mehr ? was willst du dann da ?”
Tsja….U2 Fans sind verrückt. Und glaubt mir, ich bin es auch. Aber ich kenne einige da würde selbst ich als U2 Fan einen Vogel zeigen 🙂 Und so ist dieser original U2 Joshua Tree, auch wenn er am Boden liegt, eine wahre Pilgerstätte für U2 Fans aus aller Welt geworden.


Unter fachmännischer Anleitung versaute ich dann ein Video dass ich für Facebook drehen wollte, man merkt wie falsch ich mein Smartphone hielt 🙂 Man merkt aber auch ganz gut den Kloß den ich im Hals hatte … irgendwie ein bewegender Moment. Ich versuchte danach die Fotos von U2 damals rund um den Baum nachzustellen. Alleine mit Stativ ging das eher schief, wie schon am Harmony Motel. Aber ich war dennoch zufrieden mit den Aufnahmen.
[embedyt] https://www.youtube.com/watch?v=xMTcDto4nwM[/embedyt]

Ich schrieb noch rasch einen kleinen Zettel und legte ihn in dem silberenen Koffer ab. Als ich den Deckel anhob krabbelte eine Tarantel aus dem Koffer. Ich machte einen erschrockenen Satz nach hinten, stolperte und setzte mich auf den Hosenboden. Die Spinne krabbelte sofort unter den Baum. Wow… ok. Kurz ging der Blutdruck schlagartig nach oben.

Ok, ca. 30 Minuten war ich nun hier. Es war ziemlich war. Weit und breit sah ich niemanden. Auch Autos fuhren nicht all zu oft vorbei. Ich begab mich wieder auf den Weg zum Auto. Es war ein Erlebnis und eine Ehre hier an diesem Ort gewesen zu sein.
| Ein kurzer Besuch in den Alabama Hills bei Lone Pine
Ich gönnte mir eine Coke und machte mich auf den Weg Richtung Lone Pine, somit in die Richtung aus der ich kam. Ich wollte mir Alabama Hills anschauen. Ein kleiner Stop beim ortsansässigen McDonalds und schon ging es hoch in die Hills. Leider zogen über der Sierra Nevada sehr dunkle Wolken auf, es fing auch leicht an zu nieseln. Am berühmten Face Rock hielt ich an um die ersten Fotos hier oben in den Hills zu machen. Die Hills sind berühmt aus zahlreichen Western Filmen, eine sehr skurile Landschaft die mich aufgrund der Felsen jedoch stark an den Joshua Tree NP erinnerte.

Zunächst stoppte ich am berühmten Face Rock, einen Felsen der mit bunter Farbe bemalt wurde da seine Formen einem Kopf ähnelt. Sehr skurile Kunst, aber richtig hübsch. Ich schaute mich nach geeigneten Campsites um, da ich hier heute mein Nachtlager aufschlagen wollte. Noch war ich aber nicht überzeugt und fuhr weiter in die Hills hinein da ich den Mobius Arch sehen wollte. Den 0.6 Km langen Rundweg begann ich in leichtem Nieselregen. (Infos zu den Alabama Hills)

Ich lief mit einer Reisegruppe aus Tschechien bis zum Arch. Zunächst sah ich einen kleinen Arch, der sich aber nicht als Mobius Arch herausstellen sollte. Ich beschäftigte mich also mit dem falschen Steinbogen, dem Lathe Arch. Das merkte ich erst nach ein Paar Minuten, denn die Reisegruppe lief an dem kleinen Arch direkt vorbei.
Wir unterhielten uns noch eine Weile. Ich machte kurz oberhalb des Mobius Arch ein Gruppenfoto, so dass alle aus der Gruppe auf dem Bild waren. Zwischenzeitlich hatte ich zur gleichen Zeit 4 Smartphones und zwei kleine Kameras in der Hand. Um jeweils gescheite Fotos zu machen musste ich die anderen Geräte auf meinen Rucksack legen….war wohl auch sicherer bevor ich noch eines der teuren Smartphones fallen lasse.


Ich wendete mich dem großen Bruder, dem Mobius Arch zu. Ja, so hatte ich ihn von meinen Recherchen auch im Gedächtnis. Leider waren die Wolken über der Sierra Nevada bereits so dunkel und dicht, dass man den mächtigen Mount Whitney (Amerikas höchster Berg außerhalb von Alaska) nicht sehen konnte. Gegen die Sonne zu fotografieren ging in diesem Fall leider auch total schief. Die Fotos waren unbrauchbar. Dafür ein toller Blick in durch den Arch in die andere Richtung.

Ich machte mich wieder auf den Weg zum Auto. Es kam ein stürmischer Wind auf und es fing ein wenig mehr an zu regnen. Tsja ? hier bleiben und hier übernachten ? Ich glaubte dass dies keine gute Idee sei und entschied mich wieder nach Lone Pine zu fahren um mich auf den Weg ins Death Valley zu begeben.
In meinen Seitenspiegeln konnte ich bei der Fahrt zum Death Valley gut erkennen wie es über der Sierra Nevada anfing heftig zu regnen. Gut dass ich nicht in den Alabama Hills geblieben bin ! Jedoch musste ich mit Ernüchterung feststellen, dass es hinter den ersten Hügeln auch nicht besser aussah. Rechts der I-190 zogen ebenso mächtig dunkle Wolken, noch waren sie weit weg. Doch rasch kamen genau diese Wolken bedrohlich näher.

Wie schnell das Wetter zuschlagen kann, bekam ich dann am eigenen Leib zu spüren. Innerhalb von 4 Minuten kamen die Wolken und der Starkregen bis zu mir an die Straße. Innerhalb von 1-2 Minuten konnte ich nur noch 20-30 mph fahren, da bereits zu viel Wasser auf der Straße stand. Der Wind peitschte gegen das Auto. Und als Zugabe fing es an zu hageln. Innerhalb von wenigen Minuten drehte sich die Landschaft von Wüste in ein Winder-Wonderland.
[embedyt] https://www.youtube.com/watch?v=SHDLxNSwTM0[/embedyt]
Die Fahrt ins Valley sollte danach unglaublich werden. Der Regen ließ nach. Als wäre nichts gewesen. Doch die dunklen Wolken hielten sich über dem gesamten Valley Floar. Blitze zuckten ständig durch die Landschaft, oft sogar bis zum Boden. Es wurde rasch dunkel und ich kam erst spät in Stovepipe Wells Village an. Leider konnte ich mich aufgrund des Unwetters nicht beim Village auf dem Parkplatz niederlassen. Ich musste daher nochmals einige Meilen zum Emigrant Campground zurück fahren. Im Village aß ich jedoch rasch zu Abend und kaufte im General Store kalte Getränke für die Nacht ein.
Es war zwar auf dem etwas höheren gelegenen Emigrant Campground merklich kühler….aber es waren dennoch rund 26° ! Die Nacht war der blanke horror.
Die Eckdaten zum vierten Tag:
Zurückgelegte Distanz Auto:
Start: Twentynine Palms
> I-190 Zwischenstück
> Startort Original Joshua Tree
> Alabama Hills
> Stovepipe Wells Village
> Emigrant Campground
384 Meilen = 618 Km
Zurückgelegte Distanz zu Fuß:
Original U2 Joshua Tree: ca. 0.55 Meilen
Mobius Arch Trail: 0.6 Meilen
1.1 Meilen = 1.77 Km
Ausgaben:
Tankfüllung – $45.00
Erfrischungen und Snacks – $13.00
Stovepipe Wells Restaurant – $14.00