Tag 25 – 03.06.2018 – Bye Bye Moab, Hello Cathedral Valley

Kennt ihr das ? Keine Lust ? Keine Lust aufzustehen ? Nein, das ist nicht der ur-alte Werbespot von diesen Aufbackbrötchen die es in den 90ern und frühen 2000ern gab. Aber so ging es mir heute Morgen. Weiterhin mit den fiesen Schmerzen im Rücken, wohl nun auch gestärkt durch die Luftmatratze die ja stets zum Morgen hin an Luft verlor und ich wie ein Schluck Wasser in der Kurve auf ihr lag. 

Als das erste Licht durch das Zelt kam wurde ich wach und überlegte ob ich rasch in den Arches NP fahren soll um in der Windows Section (dort wo ich vor ein Paar Tagen den Sonnenuntergang durch den Arch fotografiert habe) den Sonnenaufgang anzuschauen und festzuhalten. Aber im Grunde war es nun schon zu spät. Ich blieb liegen und nach und nach färbten sich die Wolken über den LaSal Mountains rosa-rot und orange. Ok. Nun biss ich mir doch ein wenig in den Hintern und ärgerte mich über meine Faulheit. 

Aber irgendwie ging es mittlerweile nicht mehr anders. Ich war ‘durch’ und hatte auch gedanklich das Ende meines Trips vor Augen. Ich drehte mich nochmals um und versuchte wieder einzuschlafen. Gegen 8 Uhr wachte ich wieder auf und schaute aus dem Zelt. Der Himmel war nun komplett wolkenverhangen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Die Kombination aus dem Wetter, meinen kaputten Füßen, den kaputten Rücken….. boah, was jammer ich rum … brachte mich dazu nachzudenken Moab bereits heute zu verlassen. Mein eigentlicher Plan wäre heute der Needles District im Canyonlands NP gewesen. Ich wollte den kompletten Loop des Chesler Park / Joint Trail laufen. Unter diesen Umständen war das aber einfach utopisch. 

Ja. Es war definitiv Zeit Moab den Rücken zu kehren. Nachdem ich mich aus dem Zelt gepellt hatte, eine Weile in meinem Stuhl saß und einen Orangensaft trank entschied ich mich dazu. Ich fing langsam an mein Zelt und alles weitere abzubauen bevor ich mich ins “Clubhaus” unter die Dusche begab.

Die unglaublich freundliche Dame im Office buchte mir dann die nächste Nacht die ich hier noch eingeplant hatte zurück auf meine Kreditkarte. Eine solch aufgeschlossene Dame hab ich schon lang nicht mehr erlebt. Mit ihr habe ich an den 3 Tagen hier auf dem Campground sicherlich mehr als 2 Stunden geredet.

Bye Moab, hi …..

Hi ? ja was denn ? Wohin nun? Ich hatte einige Ausweichmöglichkeiten auf dem Zettel. Aber da mein eigentlicher Plan bereits vollgepackt war blieb da gar nicht viel Spielraum um “Plan B’s” unterzubringen. Durch meine Abreise aus Moab eröffneten sich aber neue Möglichkeiten – und die Entscheidung fiel dann doch recht fix.

Zunächst fuhr ich aber aus Moab heraus und westwärts auf der I-70 zum San Rafael Swell. Fährt man auf der I-70 durch die Swell hindurch kommen kurz darauf ein Paar schöne Viewpoints die man anfahren kann. Das nutzte ich aus. Weshalb ich jedoch keinerlei Fotos davon gemacht habe frage ich mich heute noch kopfkratzend. Generell ist die San Rafael Swell äußerst spannend. Hier gibt es noch viel zu entdecken und einige der Orte entlang dieser Verwerfung stehen bereits auf meiner Liste. Den Little Wild Horse und Bell Canyon und das Wild Horse Window konnte ich ja auf diesem Trip bereits mit einem Häkchen versehen.

Da mir das Autofahren keine Schmerzen im Rücken bereitete fuhr ich zunächst weiter und genoss das super Wetter. Ja….diese fiese Wolkendecke über Moab war nun weg bzw. an der San Rafael Swell war davon nichts mehr zu sehen. Ich fuhr durch Hanksville in Richtung Capitol Reef National Park. Im Visitor Center wollte ich mich nach der Streckenbeschaffenheit ins sogenannte Cathedral Valley erkundigen. Die freundliche Rangerin meinte es wäre problemlos – jedoch würde sie eindringlich die weniger schlimme Route über die Caineville Wash Road empfehlen. Genau das hatte ich auch vor.

Standardgemäß wie bei jedem Besuch hier im Capitol Reef musste ich die alte Fruita Barn fotografieren. Nun schon die dritte Aufnahme dieser wunderbaren Scheune. Immer wieder herrlich !

Capitol Reef - Fruita Barn
Capitol Reef – Fruita Barn

Die Fahrt ins Cathedral Valley

Um ins Cathedral Valley im Capitol Reef NP zu gelangen muss man den Park Richtung Osten nach Caineville verlassen. Rund 7 Meilen vor dem Mini-Ort Caineville geht die Hartnet Road ab. Ab Caineville selbst kann man Richtung Norden auf die Caineville Wash Road abbiegen. 

Während die Caineville Wash Road bei trockenen Bedingungen eher harmlos sein soll, ist die Hartnet Road das genaue Gegenteil. Die Berichte die ich von dieser Dirtroad bereits Jahre zuvor gelesen hatte, kamen einem Höllenfahrtkommando gleich – zumindest für die Reifen. Da ich diese Begegnung der Unheimlichen Art schon einmal auf diesem Trip hatte, wollte ich das nicht riskieren. Ich fuhr also bis Caineville und bog auf die Caineville Wash Road ab (38°20’02.8″N 111°01’27.0″W), jedoch mit gehörig Respekt und angepassten Tempo. Es war rund 14:30 Uhr als ich die ersten Fotos von der Fahrt durch das atemberaubend schöne Gebiet machte. Nach kurzer Zeit mündete die Caineville Wash Road offiziell in die Cathedral Road.

Auf der Caineville Road
Auf der Caineville Road
Blümchen in der Wüste - Blick auf North Caineville Mesa
Blümchen in der Wüste – Blick auf North Caineville Mesa

Meine Konzentration lag jedoch eindeutig auf der Fahrt und dem Ausweichen von Schlaglöchern und spitzen Steinen. Erst nach 16.6 Km konnte ich dann ein wenig durchatmen, denn ich kam an einem der Zwischenziele an, dem Temple Of The Sun. 

Cathedral Valley - Temple Of The Moon
Cathedral Valley – Temple Of The Moon

Temple Of The Sun

Der Temple Of The Sun und sein kleiner Bruder der Temple Of The Moon sind zwei riesige Felsen die Kathedralen (Kirchen) ähneln. Majestätisch stehen beide Felsen in der Landschaft. Die Form und die Gesteinsart machen das gesamte Valley wirklich besonders. Ich war vom Anblick wahrlich beeindruckt. Neben diesen beiden Felsen gibt es hier auch einen kleinen kuriosen Berg aus Glas, ‘Glass Mountain’ genannt. Und glaubt mir, es war keine gute Idee mit FlipFlops in dem Sand zu laufen. Die feinen Splitter auf dem Boden waren wie Nadeln. 

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Temple Of The Moon
Temple Of The Sun und Temple Of The Moon
Temple Of The Sun und Temple Of The Moon
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Glass Mountain
Glass Mountain
Glass Mountain

Nach einer kurzen Pause ging es weiter in Richtung Upper Cathedral Valley. Nur wenige Kilometer nach den Tempeln wurde die Piste dann merklich ruppiger, gar unangenehm ruppiger. Vor dem Upper Valley bog ich links zum Gypsum Sinkhole ab. Ein Schlund der tief unter einen Felsen hinunter geht. Naaaja. Ok. Seht selbst. Ich hatte da aus dem was ich gelesen hatte etwas mehr erwartet …aber ok. Hier traf ich auf zwei Inder, Amit und seine beste Freundin. Anfangs dachte ich ein Paar…aber wie sich herausstellte waren sie es nicht. Wir sollten uns später nochmals über den Weg laufen.

Gypsum Sinkhole
Gypsum Sinkhole

Upper Cathedral Valley

Je ruppiger es wurde desto unwohler fühlte ich mich. Als ich das Upper Valley erreichte war auch dieser Ausblick direkt überragend. Aber ich war unten im Valley und wollte auf eine Anhöhe um das von oben sehen zu können. Einzige Möglichkeit war der Upper Valley Overlook.

Cathedral Valley
Cathedral Valley

Ein weiterer Wagen war rechts an der Seite geparkt – ich ließ ihn aber dann passieren als er hinter mir auftauchte. Ein Chevi Tahoe, deutlich größer, deutlich mehr power unter der Haube – und – mehr Bodenfreiheit. Denn die war nun nötig. Der einzige Weg zum Overlook des Upper Valleys führt über zwei langgezogene Serpentinen den Berg hinauf.

Ich hoffe ihr verzeiht mir dass ich hiervon nun keine Fotos habe. Ich war mit den Niagara-Fällen an Schweiß auf meiner Stirn nur daran bedacht den Wagen nicht zu zerlegen. Von feinen Sand und bisschen Schotter wechselte der Untergrund direkt mit dem Beginn der Serpentinen auf Steinbruch. Ich würde samt Wagen durchgeschütteln, Schritteltempo war bereits zu viel. Wenn ihr mal bei Google Maps die Street View Bubbles anschaltet (die blauen Punkte die Foto-Markierungen anzeigen) seht ihr dass hier noch nicht all zu viele Leute waren und Fotos bei Maps einstellten.

Am Wendepunkte auf den Serpentinen. Blick ins Upper Valley
Am Wendepunkte auf den Serpentinen. Blick ins Upper Valley

Auf den Serpentinen wusste ich nun genau weshalb das so ist. Ich fuhr mit 50 Metern Abstand hinter dem anderen SUV her und versuchte seine Linie nachzufahren. Aber die Bodenfreiheit war nicht ausreichend. Ich hatte reichlich Schiss um den Wagen. In der ersten Spitzkehre war Schluss. Das konnte ich nicht weiterhin riskieren. Auf der Karte sieht man die Position ganz gut. Hier versuchte ich in der Spitzkehre den Wagen zu wenden.

Es gibt Leute die das bereits problemlos bewältigt haben, aber hier draußen gibt es wahrlich keine Hilfe wenn der Wagen liegen bleibt. Wenn ihr es also versuchen wollt, seid vorsichtig und denkt immer daran – der Wagen ist hier nicht versichert. Die Reifen mordende Piste würde im übrigens noch kommen sofern ihr vom Upper Valley Overlook die Hartnet Road Richtung Osten nehmen würdet.

Wieder am Valley Floar angekommen konnte ich ein wenig durchatmen und machte einige Fotos. Leider waren die Blickwinkel von hier aus reichlich suboptimal. Zu allem Verdruss kamen nun wieder dichte Wolken auf, die Sonne verschwand. Das sah nicht gut aus für den Sonnenuntergang den ich am Temple Of The Sun bestaunen wollte. 

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Wunderschöne Blumen im Upper Cathedral Valley
Upper Cathedral Valley
Upper Cathedral Valley
Upper Cathedral Valley
Upper Cathedral Valley

Die gesamte Fahrt ins Upper Valley dauerte derart lang, dass ich mich erst um 18 Uhr in Richtung Temple Of The Sun auf den Rückweg begab. 50 Minuten später kam ich an und machte erneut bei schönen Lichtverhältnissen (aber wenig Sonne) eine Runde um die Temple.

Zurück an den Tempeln - Blick auf "the Moon"
Zurück an den Tempeln – Blick auf “the Moon”
Blumen am Temple Of The Moon
Blumen am Temple Of The Moon
Blick auf "Temple Of The Sun"
Blick auf “Temple Of The Sun”

Sonnenuntergang im Cathedral Valley

Nachdem ich meinen Spot für den Sonnenaufgang in der Nähe des Glass Mountain gefunden hatte machte ich fortan 160 Fotos bis es dunkel war. 160 ! Die beiden vom Mittag am Sinkhole tauchten auch wieder auf und suchten sich einen Spot aus. Sie trug ein hübsches Kleid, sah nach schönen Fotos aus, zumindest was ich so aus ein bisschen Entfernung sehen konnte.

Sonnenuntergang - Temple Of The Sun
Sonnenuntergang – Temple Of The Sun

So verging dann die Zeit recht schnell. Um 19:20 Uhr herum kam dann zum Glück wieder die Sonne hervor. Die Wolken lockerten sich auf und die Sonne leuchtete die Temples wunderbar an. Ich stand neben meiner Kamera und löste immer wieder aus. Irgendwann wurde es mir zu bunt und ich ging in den Intervall-Modus. So konnte ich zu meinem Wagen rüber gehen und mir etwas zu essen machen. Ich kam mit den beiden ins Gespräch – eine sehr nette Unterhaltung. Mit Amit halte ich heute noch Kontakt via Instagram.

Sonnenuntergang - Temple Of The Sun
Sonnenuntergang – Temple Of The Sun

Gegen 20:30 Uhr ging dann die Magie los. Das worauf ich innigst gehofft hatte. Denn die Sonne strahlte die feinen Wolken über den Felsen an. Das Farbspektrum wechselte von einem merkwürdigen gelb, über orange hin zu rosa. Einfach herrlich. Was für ein Sonnenuntergang ! Die Lichtverhältnisse und Farben änderten sich so schnell dass ich alle 20 Sekunden ein Foto machte. Nach 15 Minuten war das beste dann aber vorbei und die blaue Stunde rückte näher. Es hieß also noch lang nicht einzupacken und tschüss zu sagen.

Sonnenuntergang - Temple Of The Sun
Sonnenuntergang – Temple Of The Sun
Sonnenuntergang - Temple Of The Sun
Sonnenuntergang – Temple Of The Sun
Sonnenuntergang - Temple Of The Sun
Sonnenuntergang – Temple Of The Sun

Bei unserer Unterhaltung meinte ich zu Amit dass es bestimmt cool wäre mit dem Wagen Leuchtspuren zu erzeugen und eine Langzeitbelichtung zu machen. Amit brachte das nochmal zur Diskussion als es dunkler wurde… Und wir entschieden uns es zu probieren. Seine Freundin setzte sich also in den Wagen – es war bereits deutlich dunkler geworden. Amit und ich suchten uns eine ideale Position von der wir die Leuchtspuren und die Felsen gut auf das Bild bekommen konnten. Tsja… und insgesamt 5 Versuche später – sie fuhr also mühselig 5 mal auf und ab – kamen diese Fotos bei herum. Einfach der Hammer ! Wir waren beide sehr zufrieden, zumindest mit dem was auf unseren staubigen Kamera Displays zu sehen war. Im Nachhinein kann ich nur sagen – ich war total happy !

Lichtspielereien am Temple Of The Sun
Lichtspielereien am Temple Of The Sun
Lichtspielereien am Temple Of The Sun
Lichtspielereien am Temple Of The Sun

Es wurde Nacht…

Da es nun aber bereits so dunkel war dass man ohne Licht kaum noch etwas gesehen hat – mein Handy leuchtete mir ein wenig den Weg von der erhöhten Position hinunter – hieß es dann doch Zelte abbrechen. Hier draußen wollte ich nicht unbedingt bleiben. Auch Amit und seine Freundin wollten noch raus aus dem Valley bis nach Torrey fahren da sie. Dort ein Zimmer gebucht hatten. Da sie die Hartnet Road hinein gefahren sind, kannten sie den Weg hinaus über die Caineville Road nicht. Amit wollte sogar erst in der Dunkelheit über die Hartnet Road zurück fahren – ich riet ihm dringlichst davon ab.

Ich fuhr also voraus um den Weg zu weisen. Mit anständigen Tempo, jedenfalls schneller als am Mittag, ging es die 17 Meilen lange Piste hinunter bis auf die I-24 nach Caineville. In der Dunkelheit sah man kaum 30 Meter voraus. Es war derart dunkel dass ich Kurven vor mir erst sah als ich bereits das Lenkrad einschlagen musste. Fernlicht machte es nur ein wenig besser. Nach gut 70 Minuten waren wir draußen. Amit folgte mir weiterhin, jedoch fuhren die beiden nach Torrey um dort zu übernachten. Mit Lichthupe verabschiedete er sich von mir als ich kurz vor Torrey auf die I-12 in Richtung Utah abbog.

Es war bereits halb 12 und ich sputete mich, hatte jedoch Bedenken die Strecke noch bis nach Escalante zu fahren, denn ich wurde bereits müde. Und die Strecke bei völliger Dunkelheit ist nicht gerade prickelnd zu fahren. Vor allem die kurvenreichen Passagen zwischen Boulder und den Lower Calf Creek Falls benötigen volle Konzentration. Aber ich kam gut voran. Am Larb Hollow Overlook im National Forrest machte ich kurz Pause da ich mal schauen wollte ob man dort irgendwas sieht. Aber es war stockdunkel. Tagsüber hat man hier eine wunderbare Aussicht über das Gebiet des Escalante bis weit in die Ferne. Einzig die Sterne sah man – und die nicht zu knapp. Kurz auf Toilette und weiter ging es. Um ein wenig wacher zu werden joggte ich 5 Runden im Kreis und gönnte mir noch eine eiskalte Dr. Pep.

Da ich nichts reserviert hatte und es nun. Auch reichlich spät war und keine Rezeption offen hatte, wusste ich zunächst nicht wo ich schlafen soll – jetzt noch die Hole-In-The-Rock-Road hinunter fahren wollte ich im dunkeln auch nicht mehr. Ich entschied mich am Visitor Center in Escalante im Auto zu schlafen. Um 1:13 Uhr erreichte ich das Visitor Center und machte es mir gemütlich – ich war völlig fertig.


Daten zu diesem Tag

gefahrene MeilenArchview RV Campground > San Rafael Swell
San Rafael Swell > Capitol Reef Visitor Center
Capitol Reef Visitor Center > Upper Cathedral Valley
Upper Cathedral Valley > Escalante Visitor Center

GESAMT:

82.2 Meilen (132 Km)
110 Meilen (177 Km)
50.4 Meilen (81 Km)
125 Meilen (201 Km)

367.6 Meilen (591Km)
gelaufene MeilenDiverse geschätzt

GESAMT:
1.2 Meilen (2 Km)

1.2 Meilen (2 Km)