
Ich hatte die nächste sehr stürmige Nacht hinter mir. Ich weiß nicht was dieses Jahr los ist, aber das mit den kurzen Nächten dieses Jahr ist nicht mehr normal. Es windete die ganze Nacht über. Entsprechend erwachte ich dann total müde mit den ersten Sonnenstrahlen.
Der Campground am Duke’s Slickrock Grill hat eine schöne Gelände. Eine tolle saftig grüne, gut gemähte Wiese für die Zelte und reichlich Plätze für die großen RVs. Ich brauchte mit meinem kleinen Zelt nicht viel Platz. Keine 5 Meter weiter standen aber die großen Zelte von Familien mit Kindern. Bei denen war auch bis spät Abends noch Stimmung im Zelt beim Kartenspiel und früh als die Kiddies wach wurden.
Da ich den Tag gut nutzen wollte ging ich auch direkt schnell unter die Dusche und machte mich fertig für den Tag. Eigentlich hatte ich vor bereits heute “abzureisen”, aber ich entschied mich dagegen und buchte im Office direkt noch eine weitere Nacht auf dem Campground.
Ziel 1: Zum Leprechaun Slot Canyon
Von Hanksville ging es kerzengerade …knapp 400 Meter zur Tankstelle 🙂 Viel Benzin hatte ich von der Fahrt vom Zion hier her nach Hanksville nicht mehr übrig. Ein Paar kalte Getränke wären auch nicht schlecht, dachte ich mir. Von der Tankstelle am Hollow Mountain – die tolle Tankstelle mitten in den Fels geschlagen (in der es herrlich kühl ist) – ging es nun aber wirklich kerzengerade weiter nach Süden auf der Utah State Route 95.
Mein Ziel – der Leprechaun Canyon. Das unaussprechliche Wort wenn man es nicht vorher mal auf einer Übersetzungsseite sucht und sich die Audio hierzu ausgeben lässt. Leprechaun ist ein alt-irisches Wort für “Kobold”. Kobold Canyon also. Meine ersten Versuche hatten dieses Wort mit seiner Aussprache eher im französischen angesiedelt…also eher “Le-Pre-Shawn”. Ich lag also ziemlich falsch. Warum dieser Canyon den Namen trägt ist recht einfach. In kurzer Distanz zu einander liegen die Irish Slot Canyon, allesamt mit traditionell irisch klingenden Namen, namlich Shillelagh, Blarney und Leprechaun. Den kleinen Gälisch-Crash-Kurs erspare ich mir an der Stelle 🙂
Von Hanksville aus sind es 28 Meilen bis zum kleinen Parkplatz des Leprechaun Canyon (Koordinaten 38,0183008, -110,5367849). Dieser Canyon ist nicht ausgeschildert – man sollte sich also ein wenig vorbereiten um nicht daran vorbei zu fahren. Meist stehen aber wohl Autos am Trailhead – dies sollte ins Auge fallen.
Nach rund 15 Meilen grummelte es in meinem Magen. Den kalten Orangensaft den ich in Druckbetankung wegzischte…. naja. Ihr könnt es euch denken. Ich drehte um und fuhr nochmals zurück zur Tankstelle. Da ich bei meinem Einkauf bereits kurz die Örtlichkeiten aufsuchte, schaute die nette Dame an der Kasse etwas irritiert als ich kurze Zeit später wieder auftauchte.
Ziel 1: Weiterhin…Leprechaun Canyon
Ich machte mich wieder auf den Weg, 28 Meilen hinunter auf der Route 95. Dieses Mal kam ich auch an. Ich packte schnell meinen kleinen Rucksack mit dem Stativ, 2 Flaschen Wasser und cremte mich noch gescheit ein. Es war noch nicht all zu spät am Vormittag aber die Sonne brannte heute extrem. So warm kam es mir bisher noch nicht vor die letzten Tage in Utah.
Vom Parkplatz (s. Koordinaten oben) aus geht es einfach nur den Fußspuren im tiefen Sand hinterher. Man kann den Slot Canyon im Grunde absolut nicht verfehlen. Weit vor mir hörte ich auch Stimmen – ich war also nicht alleine.

Rund 900 Meter sind es nur bis man den Eingang des Slot Canyons erreicht. Kurz zuvor. Gibt es linker hand im Wash eine Möglichkeit sich durch einen kurzen engen Slot mit niedrigen Wänden zu zwängen, das ersparte ich mir und lief rechts über den Fels dran vorbei. Hier traf ich auf eine größere Gruppe. Einige Erwachsene mit einer Vielzahl unterschiedlich alter Jugendlicher. Ich kam zwar schön mit allen ins Gespräch, aber ich wurde nicht so ganz schlau draus ob das nun alles eine Familie war. Vermutlich mehrere befreundete Familien…

Bereits am Eingang des Canyons mit den hohen roten Felswänden hatte man eine unglaublich tolle Akustik. Ich ließ die Gruppe jedoch vor mit im Slot verschwinden damit ich zunächst Mal meine Fotos machen konnte. Die hohen Felswände Formen hier im vorderen Teil eine Art Gewölbe… Wie in einem U-Bahn-Schacht. Ich spüre vorallem die Kuhle hier im Canyon, der Schatten ist total angenehm. Fotografisch dieser Teil einfach der helle Wahnsinn.

Anschließend ging es dann durch die wirklich dunkle enge Passage. Fotos sind hier kaum möglich – aber es ist echt gruselig sag ich euch. Man sieht nur am Ende des Slots das Licht. Man sieht nicht was an den Wänden ist, man sieht nicht wirklich was auf dem Boden ist.

Nach 20 Metern öffnet sich der Slot wieder und man steht in einer kleinen Ecke. Hier machte ich auch einige schöne Fotos. Nicht viele Meter weiter waren die anderen aus der Gruppe. Es ging von hier einmal steil rechts die Wand hinauf und einmal gerade aus in einen unheimlich engen Slot Canyon. Die Wand hinauf schien mir zu gefährlich – der Slot schien mir zu eng (ich schieb die Schuld mal bewusst auf den Slot, nicht auf mich). 🙂
Einige aus der Gruppe hatten sich in den engen Slot getraut. Die Burschen und Mädels waren aber auch ziemlich schlank. Ich dachte ich schau da kurz mal rein und probiere es soweit ich komme. Aber bereits nach 5 Metern war Schluss. Ich machte ein Paar Fotos von den Leuten im Slot – hier sieht man wie eng es dort zuging.
Nach und nach kamen alle aus dem Slot heraus. Die letzten drei Jungs dann aber verdammt schnell, dann einem war eine große Tarantel von der Wand auf die nackte Schulter gekrabbelt. Da brach leicht Panik aus bei den Burschen. Alle die bereits draußen waren lachten sich schlapp.
Nach einem weiteren Plausch gingen wir gemeinsam wieder in Richtung Canyon Eingang. Ich machte jedoch nochmals Fotos – das Licht war jetzt ein wenig anders und gefiel mir sehr gut. Ich verabschiedete mich von allen – sie wollten noch in einen Neben-Canyon.
Wer mehr Zeit und Erfahrung hat kann anschließen noch zum Blarney und Shillelagh Canyon laufen. Um diese zu bezwingen sollte man aber wirklich erfahren sein was Slot Canyons und Klettern angeht. Einige Passagen sind ohne Ausrüstung und Seile nicht machbar.

Nach etlichen Fotos ging es dann zurück zum Auto. Gegen die Sonne im tiefen Sand war es nun ziemlich mühselig. Mein Wasser war bereits aufgebraucht. Aber es waren ja nur rund 900 Meter die schnell hinter mir lagen. Der Wagen hatte sich nun gut aufgeheizt.
Ziel 2 und 3
Vom Trailhead des Leprechaun Canyon ging es nördlich auf der Route 95 zu einem Ort der sich Little Egypt nennt. Es war nun rund 13 Uhr. Eigentlich hatte ich tolle Fotos von diesem Spot IM Internet gesehen, aber als ich ankam war ich eher enttäuscht. Wer das Goblin Valley kennt, muss hier nicht mehr her wie ich finde. Ich hatte das Goblin Valley bereits 2 Mal gesehen – somit war das hier nichts neuen mehr für mich. Aber auch das grelle Tageslicht von der hochstehenden Sonne machte jetzt keinen wirklichen Spaß mehr.
Nach 10 Minuten hatte ich genug und lief zurück zum Auto. Knapp 7 Meilen weiter nördlich sollte dann etwas interessanteres auf mich warten. Der Magic Bus.

Den “Bus” – eigentlich ein alter großer Camper, steht hier mitten in der Pampa rund 60-70 Meter von der Route 95 entfernt (Koordinaten 38,1612089, -110,6231950). Wie er dort hin kam habe ich nicht rausgefunden – denn der Ort sieht nicht wirklich nach einer “Campground” – geeigneten Gegend aus. Warum der Bus noch dort steht und nicht entfernt wird – tsja – das ist das Geheimnis der USA, denn sowas findet man hin und wieder mal irgendwo in der Gegend herum stehen. Eine Art moderne Kunst ?
Ich für meinen Teil fand ihn toll. Mit ein wenig Vorsicht ging ich nah an den Bus heran um ein Paar Blicke hinein zu werfen. Unter dem Bus war genügend Schatten, ein toller Ort für Schlangen jeglicher Art. Das Böse “F” Wort beim Namen des derzeitigen Präsidenten ist mittlerweile (Stand heute) überpinselt. Da hatte wohl jemand etwas dagegen 🙂 Das Foto ist nicht all politisches Statement meinerseits zu Werten 😛

Hanksville und Caineville
Anschließend fuhr ich zurück nach Hanksville wo ich mir das wohl einzig ansehnliche Gebäude hier anschauen wollte, eine alte Wassermühle. In Hanksville gibt es nicht viel, aber ein Visitor Center gibt es. Immerhin. Wenn es sonst nichts gibt außer einer Tankstelle, einem Shop und einer Kirche….ein Visitor Center haben sie alle. Direkt daneben findet man diese tolle alte Mühle.


Nach diesem kleinen Abstecher und einer Auffrischung meiner Getränke im Supermarkt ging es Richtung Westen. Kurz vor Caineville sieht man schon beim vorbeifahren einen großen Zementmischer in der Landschaft stehen. Caineville, anders als Hanksville, bietet diese einzigartige Mondlandschaft aus grauen Gestein und Sand. Ein totaler Kontrast gegenüber dem was ich heute Vormittag noch sah (Koordinaten 38,3471396, -110,9810154).

Ich tobte mich auch hier einige Minuten aus und versuchte auch auf einen der Hügel im Hintergrund zu laufen. Aber das ging schief – Der Untergrund sieht zwar fest aus, gibt aber massiv nach. Ich sackte bei jedem Schritt tief im Sand und Geröll ein.
Factory Butte und Moonscape Overlook
Als letztes Ziel für heute standen zwei Orte auf dem Programm. Den Factory Butte kann man eigentlich schon von Weitem von der Straße aus sehen. Dieser wunderbare große Berg sticht einfach aus der sonst platten Landschaft hervor. Seine markante Form ist irgendwie einzigartig.


Ich trieb mich eine ganze Weile auf der Dirt Road rund um den Factory Butte umher. Ich war ein wenig vorsichtig bei der Fahrt, nochmal wollte ich mir meine Reifen nicht beschädigen. Ich war auf der Suche nach einem kleinen “Arch” …naja, eher ein Loch in einem Felsen durch den man den Factory Butte gut sehen konnte und was ein schönes Fotomotiv ergibt. 2017 fand ich diese Stelle nicht als ich hier vorbei kam, dieses Mal aber schon.

In der Ferne Richtung Westen kamen dann relativ schnell sehr dunkle Wolken auf mich zu. Es wurde teils pechschwarz am Himmel. Ich fuhr daher doch früher als gedacht zu meinem letzten Ziel, dem Moonscape Overlook, der nicht all zu weit von der eigentlichen Dirtroad abzweigt und mich direkt an die Klippe des Plateaus führte (Koordinaten 38,4521110, -110,8381740).
Wow – was für ein Ausblick. Unfassbar dass sich die Landschaft innerhalb weniger Kilometer so massiv ändern kann. Das unten vor mir liegende Tal war grandios.

Ich hielt mich eine ganze Weile hier auf, war total happy, saß sogar eine Weile direkt an der Kante und schaute nur in die Weite. Aber ich hatte auch immer diese dämlichen Wolken im Hintergrund im Blick. Eigentlich hatte ich sogar überlegt hier oben am Overlook zu nächtigen. Aber bei Regen würde ich nicht mehr von dieser Dirtroad runter kommen. Es war also ganz gut dass ich mich bereits heute Morgen entschied eine weitere Nacht auf dem Campground zu verbringen.

Als dann äußerst starker Wind aufkam und mir meine Spielereien mit der Kamera direkt an der Kante ein wenig zu unsicher wurden, machte ich mich auf den Weg zum Campground in Hanksville. Wenn es ganz dumm läuft darf ich heute Nacht bei Regen im Zelt schlafen 🙁
Die Paar Meilen Dirtroad dauerte bei gemütlicher Fahrt eine Weile, der Weg bis Hanksville dauerte nicht all zu lang. Am Campground angekommen merkte ich auch hier den Wind. Besser gesagt ich sah den Wind, denn meine Zeltunterlage war weg und mein Zelt lag auf der Seite. Großartig !
Ich fing an mir mein Abendessen zu kochen und machte es mir gemütlich. Mittlerweile war ich ein wenig genervt von der Unordnung im Auto. Ich versuchte verzweifelt ein wenig Ordnung in den Kofferraum zu bringen während die Nudeln vor sich hinköchelten. Ich hatte mich dreist an die Feuerstelle meiner Zeltnachbarn gesetzt. Als die beiden auch von ihrer Tour zurück kamen wollte ich Platz machen – die beiden meinten aber dass es kein Problem sei. Wir kamen dann auch eine Weile ins Gespräch ehe sie dann anfingen Feuerholz zu hacken und auch ihr Essen vorzubereiten. Die beiden waren mit deutlich mehr Küchenequipment ausgestattet – das sah schon recht professionell aus.
Nach Nudeln mit Thunfisch-Arrabiata Sauce und einigen Nacho Chips mit Dip sprang ich noch rasch unter die Dusche und machte mich dann “zeltfertig”. Noch eine ganze Weile saß ich neben meinem Zelt und nutzte das WLAN des Campgrounds. Der Wind war mittlerweile abgeflaut, natürlich hat es hier nicht geregnet. Wahrscheinlich auhh nicht am Moonscape Overlook… Aber man weiß ja nie. Lieber auf Nummer sicher gehen.
Das Zelt wurde jetzt schon gut durch geschüttelt… Na das kann ja wieder eine unruhige Nacht werden.
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