
Der nächste große Tag steht an. Wir hatten tatsächlich Glück bei der Lotterie um einen der begehrten Plätze für die Zion Subway. Heißt, nicht nur die Wave und die Coyote Buttes South, sondern auch den dritten Blockbuster konnten wir für uns entscheiden. Das nenne ich mal pures Glück.
Aber eins haben die tollen Wanderungen alle gemein…man muss brutal früh aufbrechen um all das vor einem liegende zu bewältigen…so auch heute. Für die ungnädige Zeit von 06:15 Uhr haben wir uns verabredet um den ca. 30 Minuten langen Weg bis zum Trailhead des ‘Left Fork of Zion’ zu fahren. Von Springdale aus geht es hierfür zunächst in Richtung Hurricane, also raus aus dem Zion Canyon bis die Straße rechter Hand auf die Kolob Terrace Road abzweigt. Von hier aus geht es nochmal ca. 10-15 Minuten hinauf bis zum Trailhead.
STOP ! ACHTUNG: Diese Wanderung dürft ihr ausschließlich mit einem gültigen Permit des Zion NP machen. Ihr müsst an der Zion Lottery teilnehmen und mit Glück einen der Permits ergattern. Wer auch immer diese Wanderung ohne Permit beginnt und erwischt wird, dem drohen Platzverweise und hohe Geldstrafen (wie auch bei der Wave). Hier könnt ihr euch entsprechend informieren:
https://www.nps.gov/zion/planyourvisit/subwaypermits.htm
Der Beginn
Wir packten unsere Sachen am Trailhead zusammen, ich brauchte ein wenig länger da ich noch nicht alles vorbereitet hatte. Aber es ging wie geplant Punkt 07:00 Uhr los auf den beschwerlichen Marsch. Vom Trailhead aus ging es zunächst locker ein wenig durch ein Waldstück mit recht niedrigen Bäumen. Etwas mehr als 1 Kilometer geht es bis nah heran an die Klippe von der man wunderbar von oben in den Canyon schauen kann.
Von oben sahen wir dann wo es nun exakt den steilen und unbefestigten Weg hinunter in den Canyon geht. Sabine ging voran, Nico und ich wechselten uns ab – mal ging er vor, mal ich. Generell hatten wir schon einiges übles über diesen Abstieg gelesen und waren mit den Wanderstöcken zumindest ein wenig vorbereitet. Nicht lange dauertes es bis wir unten im Canyon am Fluss ankamen. Das steile Stück lag hinter uns. Mit entsprechenden Konzentration ist es problemlos zu schaffen, aber man sollte Vorsicht walten lassen. Vom Trailhead aus hatten wir knapp 45 Minuten gebraucht um am Left Fork im Canyon zu stehen.
Mit einem Blick hinauf wurde mir aber klar dass dies auf dem Rückweg dann mein Waterloo werden wird. Mir war jetzt schon ein bisschen mulmig. Nun hieß es aber erst einmal zur Subway zu gelangen – und das wird auf den 5.4 Kilometers (one way) querfeldein nicht ganz so einfach wie man denken mag.
Im Canyon
Sabine schnellte wieder voraus. Sie hatte den Plan wo es lang ging….wobei der Plan auch aus mehr oder weniger “trail suchen” bestand. Es ging wahrlich über Stock und Stein. Genauer gesagt weitaus mehr über Stein als über Stock – aber es war von allem etwas dabei. Und so wurde es für mich wirklich bis jetzt der genialste Hike ever. Dieser Canyon ist zwar tierisch anstrengend weil man eben ständig den Weg suchen muss, sich über Steine und über Baumstämme quälen muss, sich den Weg durch Buschwerk freimachen muss und und und ….aber es hat tierisch viel Spaß gemacht. Es ist pure Wilderness Area. Unberührt so wie sie geschaffen wurde. Es ist gut dass der Nationalpark diese unberührte Natur hier speziell mit den Permits schützt. Man mag sich gar nicht ausmalen wenn hier richtige Trails angelegt werden würden damit die breite Masse hier wandern könnte.
Zum Glück lag der Canyon so früh noch lange Zeit im Schatten, somit konnten wir einigermaßen entspannt den Hinweg mit 5.4 Km bewältigen. Jedoch kamen wir nicht so schnell voran wie erhofft. Immer wieder kam die Frage auf “es kann doch eigentlich nicht mehr weit sein, sind wir schon da ?!” Ihr kennt das sicherlich von euren Kindern, wenn sie im Auto ständig nachfragen “sind wir schon da !?”. So ungefähr müsst ihr euch das vorstellen. Wir verschätzten uns bei der Suche nach dem richtigen Weg ziemlich bei der Distanz. Uns kam es immer so vor als wären wir bereits weiter als wir eigentlich waren.
Nach mehr als 2 Stunden gelangen wir endlich an die kleinen Kaskaden entlang des Left Fork. Hier fängt endlich der richtig spannende Teil an. Da wir aber auf ein Zeitfenster zwischen 11 und 12 Uhr angewiesen waren, in der die Subway nicht lichtdurchflutet ist, mussten wir uns sputen. Somit blieb zumindest bei mir die Kamera auf dem Hinweg weitestgehend unberührt (dürftet ihr mittlerweile bemerkt haben – bisher – keine Fotos 🙁 )
Ab den Kaskaden wurde die Angelegenheit etwas kniffliger, denn jeder falsche Schritt hätte hier zu einem Sturz geführt. Die Kraxelei über die Steine und Bäume war nun vorbei, dafür musste wir auf dem glitschigen Untergrund die letzten Kilometer bewältigen. Die Kaskaden und das Moos auf dem Gestein sind unfassbar glitschig. Es ging also eher langsam voran, stets mit dem Zeitdruck im Nacken. Es war nun aber nicht mehr weit. Die letzten Kurven im Canyon nahmen wir recht geschickt über die rutschigen Felsen und schon standen wir sogar noch vor unserem Zeitplan am Eingang zur Subway.
Die Subway
Tsja – was soll man sagen. Das breite Lachen auf dem Gesicht wenn man in die Röhre hinein läuft sagt eigentlich alles. Und dieses Lächeln hatte jeder von uns auf dem Gesicht. Es ist einfach grandios. Wir liefen rasch in der Subway um die Kurve um uns für die Fotos richtig zu positionieren – um 10.18 Uhr machte ich meine ersten Aufnahmen.


Nun als wir hier so Schatten standen und die Kameras glühen ließen merkte ich schnell wie kalt es mir an den Füßen wurde. Bereits im Left Fork war ich in tieferes Wasser getreten – meine Schuhe waren dann ohnehin nass und ich kreuzte danach öfters den Fluss. Es war ja dann auch egal…
Doch hier im Schatten war es dann merklich unangenehm. Meine Füße wurden kalt und ich versuchte mich ein wenig warm zu halten mit komischen hin und her Gehopse. Wie man sieht steht in der komplett Subway seichtes Wasser. Man hat also keine Gelegenheit hier eine richtige Pause einzulegen, die Rucksäcke vom Rücken zu lassen oder sich für ein Paar Minuten zu setzen. Die Pools waren mit glasklarem Wasser gefüllt – wenn es nicht so kalt gewesen wäre hätte man sich wirklich schön erfrischen können ohne dass es einem direkt zu frisch wird. Im Hochsommer ist das hier sicherlich herrlich.
Wer sich hier für höheres berufen fühlt kann noch in den hinteren Teil der Subway vordringen. Hier ging es jedoch zu unserem Zeitpunkt durch kaltes knapp Schulter hohes Wasser. Dafür waren wir alle nicht ausgerüstet. Uns kam jedoch ein Pärchen aus diesem hinteren Teil entgegen. Die beiden waren nur mit Badekleidung und einem Drybag unterwegs, was die Sache dann natürlich einfach macht. Interessant wäre es ja schon.
Man muss dazu sagen dass unser Weg durch den Left Fork der leichteste der möglichen Wege ist, trotzdem seine Beschwerlichkeit. Man kann die Subway beispielsweise auch Top Down bezwingen, dann steigt man jedoch mit technischer Ausrüstung von oben in den Canyon ein, bepackt mit Kletterseilen, Helm und co. Mit den richtigen und erfahrenen Leuten ist das sicherlich eine unbezahlbare Erfahrung. Wir waren aber auch so schon happy genug.


Rund 1.5 Stunden standen wir in der Röhre. Während unserer Foto-Session erreichten weitere Leute die Subway, es wurde plötzlich sogar deutlich voller als erwartet. Wir ließen den anderen ein wenig Platz und bewegten und langsam in Richtung Ausgang.


Wir tobten uns nun noch ein wenig an den Mini-Kaskaden in der Subway aus. Leider stand nun aber die Sonne wieder prall im Canyon, was das Fotografieren nicht mehr ganz so ideal machte.
Irgendwann war dann doch genug und wir verließen die Subway und begaben und auf den Weg zurück. Nun hatten wir ja genug “Zeit”. Nicht unweit von der Subway machten wir aber dann die erste richtige Pause nach der ganzen Lauferei und der Steherei. Das war unser Frühstück !


Der Rückweg
5.4km hieß es nun wieder zu überwinden, am Ende mit dem steilen Anstieg aus dem Canyon hinaus. Die Schuhe waren un eh nass, also ging es abermals querfeldein, jedoch mit weitaus mehr Wasserkontakt. Die Sonne stand nun recht hoch am Himmel und schien in den Canyon. Es war bereits deutlich wärmer als am Vormittag und ich merkte wie ich nach und nach über die Distanz abbaute, denn mir war es nun zu warm und ich wurde müde. Wir kamen recht schnell wieder an den Kaskaden vorbei, leider lagen sie in der Sonne. Speziell an “the Crack” hat mich das echt geärgert.

Der Rückweg zog sich für mich ziemlich in die Länge. Sabine war wieder weit enteilt, Nico war nun wie sonst bei den anderen Hikes auch, einige Meter vor mir. Ich hinkte hinterher. In meiner Schulter setzte sich eine Verkrampfung fest die bis hoch in den Nacken zog. Ich spürte nun jeden Meter. Sabine war zudem noch bedacht den schnellsten Weg zu finden, der war aber meist wieder über Stock und Stein und mit etlichen Wechseln der Uferseite verbunden. Ich wurde allmählich ein wenig pampig :-).
Wir wissen nicht wann wir endlich am Schild ankamen, das uns den Weg den Hügel hinauf wies, aber es dauerte doch eine ganze Weile. Der letzte Kilometer entlang des Flusses war nur noch schlimm für mich. Bevor wir dann den Steilen Hang hinauf mussten machten wir eine Pause im Schatten. Eine andere Gruppe Hiker passierte uns. Eine Dame fragte ob ich ok sei, denn sie meinte ich würde Hyperventilieren und sehe nicht so gut aus. Aber es ging … ich sah aus wie immer bei der Anstrengung. Ich musste nun eben erstmal richtig runter kommen bevor ich da hinauf komme. Aber sie hatte nicht Unrecht, einige Mal wurde es mir kurz schwarz vor Augen während dem laufen und ich musste immer wieder kurz stehen bleiben um durchzuatmen.
Das letzte Stück – Waterloo
Ich muss eigentlich nicht erwähnen dass Sabine (aka “Speedy”) den Hang hinauf rannte. Nico tat sich schwer, war mir aber schon kurz nach Antritt bereits enteilt. Aber mir war egal. Ich war ja nicht auf die beiden angewiesen da wir mit 2 Autos gefahren sind, sie mussten nicht auf mich warten. Ich nahm mir also die Zeit die ich für mich brauchte ohne wie ein Klappstuhl am Hang einzubrechen.
So nahm ich eben Schritt für Schritt und im Grunde nach jeden 10 Metern Weg eine Pause. Es ging wie gesagt unheimlich steil hinauf. Immer wieder setzte ich mich auch für 1-2 Minuten kurz hin und lief dann erneut los. Ich sah von nicht einmal einem Fünftel des Weges Sabine bereits oben an der Kannte des Abhangs ankommen. Nico sah ich nicht.
Für die rund 400 Meter brauchte ich rund 27 Minuten ! 114 Höhenmeter auf 400 Meter. Nico sah ich einige Minuten vor mir an der Klippe ankommen, er hat mir noch zugewunken, verschwand dann aber im Wald auf dem letzten Teilstück zum Trailhead. Rund 3-4 Minuten später war auch ich oben. Mächtig ange….. grummelte ich so einiges vor mich hin. Wie sehr ich diesen Abhang verflucht habe. Diese Schimpfwörter wären an der Stelle sicherlich nicht jugendfrei.
Einige Minuten nach Nico kam auch ich am Parkplatz an. Die beiden hatten bereits die erste Dr. Pepper in der Hand. Mir war eigentlich nur noch alles egal. Ich setzte mich in den Wagen und ließ die Klimaanlage laufen, sagte erstmal kein Wort zu den beiden bis ich mich ein wenig entspannt hatte. Aber: ES WAR GESCHAFFT. Erleichtert und happy klatschten wir einander ab als ich ein wenig abgekühlt war und auch die ersten Schluck kaltes Wasser genoss. Nach ein wenig Gequatsche teilten wir uns wieder auf und fuhren nach Springdale. Ich musste dringend duschen, die beiden hatten erstmal hunger. Bei den Zion Outfitters kann man zum Glück gegen kleines Geld sehr gut duschen und auch Wäsche waschen. Zumindest die Dusche nutzte ich ausgiebig.
Der Abend
Am Campground traf ich noch das Pärchen aus der Subway das sich durch das kalte Wasser traute. Wir hatten bei einem Bierchen einen netten Plausch und erzählten und viel voneinander. Ihr Zelt war direkt nebenan neben meinen.
Heute hatte ich keine Lust mehr auf kochen und fuhr daher zu Pizza & Noodles Co. in Springdale. In meinen Augen die beste Pizza in ganz Southern Utah. Amüsant war dass mich die Bedienung abermals erkannte und mich begrüßte. 2014 war ich dort essen. 2016 auch und als ich vor ihr stand und meine Bestellung aufgeben wollte sagte sie “hey, i know you”. Und auch dieses Jahr erinnerte sie sich, trotz meines Vollbarts. Auch mit ihr unterhielt ich mich einen Moment lang. Es war eine nette Unterhaltung und echt amüsant. Ich erzählte vom heutigen Tag und generell was ich so auf dem Trip vor bzw. schon hinter mir habe. Springdale ist doch echt ein wenig familiär. Immer wieder großartig hier her zu kommen.
Nach …keine Ahnung, gefühlt….2-3 Litern Cola und Dr. Pepper und einer super leckeren Peperoni-Zwiebel-Paprika Pizza ging es auf den Campground. Mir war jetzt schon bewusst dass morgen nicht viel drin sein wird. Mir tat jeder Schritt weh. Aber dafür sollte ich in dieser Acht wirklich gut schlafen, nach all den Anstrengungen.
Was für ein traumhafter Tag !
Die Daten zu diesem Tag
gefahrene Meilen | Cable Mountain Lodge > Left Fork Trail > Cable Mountain Lodge > GESAMT: | 21.4 Meilen (34,5 Km) 21.4 Meilen (34,5 Km) 42.8 Meilen (69 Km) |
gelaufene Meilen | Left Fork Trail - Subway (in & out) GESAMT: | 6.5 Meilen (10,45 Km) 6.5 Meilen (10,45 Km) |