
[dropcap]D[/dropcap]er zehnte Tag meiner Reise sollte eine grandiose Wanderung bereit halten. Vom Goblin Valley sollte es in den nahe gelegenen Little Wild Horse Canyon gehen. Die erste Nacht im Zelt war hervorragend. Es war nicht kalt, eher sogar ein wenig zu warm – den Schlafsack musste ich nicht komplett schließen. Für 8:00 Uhr stellte ich meinen Wecker damit ich genug Zeit für die Wanderung habe und abschließend – so der Plan – noch nach Escalante fahren kann ohne im Dunkeln anzukommen.
Das Wetter war herrlich. Ich packte alle meine Sachen ein, baute das Zelt ab und hatte mit einem Apfel und ein Paar Cookies ein erstes kleines Frühstück. Danach ging es direkt zum Trailhead des Little Wild Horse Canyons. Hier eine Karte:
Little Wild Horse Canyon
Der Little Wild Horse Canyon ist im Gebiet des Sand Rafael Swell gelegen und befindet sich gerade einmal 7 Meilen vom Goblin Valley State Park entfernt. Vom Valley aus befährt man eine harmlose Dirt Road bis zum Trailhead.
Für den Little Wild Horse gilt gleiches für nahezu alle Canyons – bei Regen sind diese Canyons auf keinen Fall zu betreten ! Am besten informiert man sich am Visitor Center des Goblin Valley nach dem Zustand des Canyons und vor allem nach dem Wetterbericht für den Tag an dem ihr die Wanderung machen wollt (heute, oder erst morgen z.B.). In der Zeit von Juli bis September kommt es in den aller meisten Fällen am späteren Nachmittag zu Gewittern und Unwettern in dieser Gegend. Hier solltet ihr vorsichtig sein wenn ihr erst spät aufbrechen wollt. In Anbetracht der Hitze ist eine Tour am Vormittag ohnehin angenehmer und empfehlenswert.
Vom Parkplatz aus geht es rund 800 Meter einen breiten Wash entlang. Viele

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Nach den ca. 800 Metern kommt man schon in einem Canyon ähnlichen Teil an. Ich stand jedoch vor einem recht dunklen, schlammigen und langen Pool. Links wiesen Steinhäufchen (Cairns) den Weg – ein wenig Klettern war gefragt. Aber ich kam relativ locker auf der anderen Seite an. Vor kurzen sah ich ein Foto von der Stelle wenn kein Wasser in diesem Bereich steht. Das Wasser hätte mir locker bis zum Bauchnabel gestanden an den meisten Stellen.
So konnte ich aber gut drum herum laufen. Kommt man nach der kurzen Klettereinlage hinunter steht man auch schon vor dem Schild das links in den Bell Canyon und gerade aus in den Little Wild Horse Canyon weist.
Nur weniger Meter nach dem Eingang zum Canyon stand dann schon der erste kleinere Pool mit Brackwasser. Wie war das gestern noch vom Ranger im Visitor Center ? Es wäre kaum Wasser im Canyon ? Naaaaja…. das werden wir ja noch sehen !

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Da ich mich nie richtig auf alles verlassen möchte hatte ich vorsorglich meine Neoprenschuhe eingepackt, damit ich nicht mit den guten Wanderschuhen durch das Wasser muss. Die Schuhe würden einfach nicht so schnell trocknen wie ich sie am anderen Tag wieder bräuchte. Solche Neoprenschuhe sind daher ein idealer Begleiter wenn man ab und an auf solchen Wanderungen durch Wasser hindurch muss.

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Der Pool war jedoch nur knöcheltief – ich lief ganz auf der linken Seiten denn dort erschien es mir am seichtesten zu sein. Rutschig war es dennoch, beim ersten Schritt ins Wasser hätte es mich schon fast aufgrund des schlammigen Untergrunds ins Wasser gelegt. Ich konnte mich gerade so noch abfangen. Danach ging es Schritt für Schritt weiter.
Einige Meter weiter ist alles wieder in Ordnung und man steht wieder auf trockenen Untergrund. Bereits die darauf folgenden 200-400 Meter sind genial. Die Wände kommen sich immer wieder näher, die Cheeseholes in den Felsen sind wunderschön. Es erinnert mich absolut an meine Wanderung in den Little Death Hollow im Jahr 2016.
Nach rund 20 Minuten und etlichen Fotos später kam ich an den nächsten Pool. Tsja…da hatte sich der Ranger eindeutig – eindeutig geirrt ! Ich tastete mich behutsam vor, denn dieser Pool sah definitiv tiefer aus. Und das war es auch – knietief stand in der braunen Brühe. Aber…es war ok. Das Wasser war nicht sonderlich kalt und auch nicht stinkig. Es war recht frisch vom Unwetter am 14. September.

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Nach diesem kurzen aber nassen Vergnügen wird es erstmals richtig spektakulär im Canyon. Die Wände kamen sich gegenseitig immer näher. Ich schliff teilweise mit dem Rucksack an den Canyonwänden entlang.
Nach dieser engen Passage öffnete sich der Canyon wieder. Ich stand nur auch endlich in der Sonne – in den engeren Passagen war es stets schattig. Das Wetter war ja insgesamt gut – leicht bewölkt aber sonnig – und nicht zu warm und nicht zu kalt. Um die nächste Kurve herum kam schon das nächste Problem, der nächste Pool. Und dieser war nun nicht ganz so easy wie die beiden vorher, denn der hier stand mitten in einer engen Passage.
Ich konnte nicht wirklich erkennen wie tief es war. Ich war eh schon nass, aber zögerte anfänglich ein wenig. Zwei Damen schlossen auf mich auf und wir unterhielten uns eine Weile. Die beiden waren jedenfalls für das Wasser besser vorbereitet als ich. Sie packten alles in Zipper-Tüten und zogen ihre Schuhe aus.
Ich ging jedoch vor und schaute wo man wohin treten muss um nicht zu stürzen. Das gute war dass man im Grunde nur nach vorne oder hinten fallen konnte, denn die Wände hielten mich seitlich ganz gut.

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Schritt für Schritt und mit den Händen an den Wänden ging es vorwärts. Anfänglich war es absolut ok – knietief…. dann kam ein kleiner Absatz und ich rauschte bis zum Hosenbund ins Wasser. Huch…ok. Ganz schön frisch ! Mehr als bis etwas über die Hüfte wurde es dann zum Glück nicht mehr. Nach dem längeren Pool war es gut wieder trockenen Boden unter der Füßen zu haben. Ein größerer Schritt war nötig um am anderen Ende aus dem Wasser zu kommen….als ich den Kopf dann anhob und vor mich schaute blieb ich zunächst kurz stehen.
Wow…was für ein Slot. Wunderschön und eng. Mein Rucksack schleifte wieder an den Wänden. Ich ging einige Meter vor. Die beiden Damen folgten mir dann. Gentlemen like ging ich zurück um ihnen aus dem Wasser zu helfen.
Die nächsten Meter bis sich der Canyon weitete waren dann einfach nur herrlich.
Nach der engen Slot-Passage ging es wieder durch ein wenig weitere Stellen des Canyons. Die nächsten 400-500 Meter lief ich mit den beiden Damen gemeinsam. An einer weiteren tollen Stelle machten wir Fotos von einander.

F8 || 1/60sek. || ISO 1600 || @ 12mm
Die Unterhaltung mit den beiden war sehr nett. Nachdem wir die Fotos im Kasten hatten ging es weiter durch die wunderbaren Passagen hier im Little Wild Horse Canyon.
Nicht all weit und wir kamen wieder in eine offenere Stelle des Canyons…und leider wieder an eine Stelle mit einem mächtigen Pool. Und dieser schien nun wirklich auf den ersten Blick sehr tief, denn an seinem Anfang ging es leicht bergab. Ich haderte mit mir selbst, denn andere Klamotten hatte ich nicht dabei. Die nasse Hose war ja ok, aber ein nasses Shirt wollte ich nicht. Und nackend da durch wollte ich nun auch nicht wirklich…bin ja schließlich eitel *lol*

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Wir machten an der Stelle eine kurze Pause. Die beiden bereiteten sich schon aufs Wasser vor. Die wollten da definitiv durch. Alle normalen Klamotten rissen sie sich vom Körper und verstauten es in den kleinen Rucksäcken. Lediglich in Sportsbra und Leggins wollten sie es probieren.
Ich war weiterhin sehr skeptisch. Mein eigentliches Problem war, dass ich meinen großen Rucksack dabei hatte und darin war alles wichtige was ich nicht im Auto lassen kann….beide Kameras, Objektive, meine Papiere und Geld und mein kleines Notebook.
>> Den Kram werde ich nie wieder mitschleppen – das weiß ich jetzt schon. Einfach totaler Unsinn. Klar. Die Kamera muss mit, aber nicht beide und nicht die anderen Objektive. Das Notebook ist nur aus Gründen des Diebstahls im Rucksack. Heute ärgere ich mich dass es immer dabei hatte..bis zu diesem Tag. <<
Die beiden Damen tasteten sich langsam vor.. Zu Beginn ging es noch anscheinend ganz gut. Die ältere der beiden ging vor…und plötzlich hörte ich nur noch einen Schrei. Tsja… da stand sie bis zur Brust im Wasser. Von der Größe her waren wir alle drei gleichauf …hieß also das Wasser geht bis auf Brusthöhe. Ok…danke, zahlen bitte !
Ich entschied mich dagegen und rief den beiden hinterher dass ich es nicht machen werde. Ich wünschte ihnen einen schönen Tag und gutes Gelingen. Ein wenig schaute ich noch zu bis sie am Ende des Pools ankamen.

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Ein bisschen angefixt packte ich einen Apfel aus und fing an ihn zu verputzen… immer wieder ertappte ich mich dann doch noch dabei drüber nachzudenken. Aber NEIN ! das mache ich nicht.
Ich winkte den beiden noch zu als sie am Ende ankamen und sich rumdrehten und mir zuriefen und begab mich dann auf den Rückweg.
Am dritten Pool (der hüfthohe) traf ich als ich aus dem Wasser wieder draußen war ein Ehepaar aus Deutschland. Wir kamen kurz ins Gespräch. Angela und Frank. Angela fragte mich plötzlich “bist du Daniel ?!” …ich war total verdutzt. Sie hatte bei amerika-forum.de gelesen dass ich zu dieser Zeit unterwegs sein würde. Dort im Forum habe ich bereits zwei Reiseberichte geschrieben und bin auch recht aktiv. Welch amüsante Begegnung ! Ich erzählte von den beiden Pools die nun bevor stünden…aber das wollten beide nicht machen. Bei nur einem Paar Wanderschuhe aber verständlich.
Wir zogen also gemeinsam wieder Richtung Canyon-Eingang und somit zum Auto zurück. All zu viele Fotos machte ich nun nicht mehr – wir gingen auch recht zügig.
Gegen 13:00 (+/-) kamen wir am Trailhead an und schwätzten noch eine Weile, machten ein Foto….eher wir uns voneinander verabschiedeten.
Schade dass das ganze so sehr ins Wasser fiel. Aber mir war es schon ein wenig klar dass nach 3 Tagen das ganze Wasser was hier runtergekommen sein soll noch nicht weg sein konnte. Die Aussagen vom Ranger waren auf jeden Fall völlig daneben. Da ich den Hike nicht abschließen konnte bleibt der Little Wild Horse Canyon zunächst auf meiner Bucket-List.
Auf nach Escalante
Ich stieg in den Wagen und fuhr los, jedoch schaute ich noch einige Meilen lang Richtung Temple Mountains vorbei, die noch etwas tiefer in diesem Gebiet liegen als Goblin Valley und der Wild Horse Canyon. Richtig viel zu sehen gab es hier jedoch nicht.
Ich drehte um und fuhr nun Richtung Escalante. In Hanksville musste ich jedoch zunächst tanken. Zumal es hier günstiger ist als anderswo, und weil ich nicht mehr all zu viel im Tank hatte (rund 20 Meilen). Nach dem kurzen Stop hielt ich ein weiteres Mal, nur unweit entfernt und fuhr zum Factory Butte.
Das “Teil” ist schon echt monströs. Wahnsinn wie der Buttes in den Himmel ragt. Die Landschaft hier um den Butte gleicht einer Mondlandschaft. Es ist alles sehr grau, nicht rotbraun wie man es sonst so aus Utah kennt. Dieser Gegend wird aufgrund ihrer Kargheit auch Caineville Badlands genannt. Meine Suche nach einem kleinen aber feinen Arch blieb hier erfolglos – ich hatte die GPS Koordinaten nicht notiert.

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Der Himmel war mittlerweile recht dunkel geworden. Sonne gab es nicht mehr so recht durch die vielen Wolken. Aber die Stimmung passte irgendwie zu diesem Ort. Sehr skurril und mystisch.
Nach einer Weile machte ich mich auf nach Fruita um die alte Barn zu fotografieren. Gestern ging dies ja nicht wegen dem Fest, die ganzen Pavillions und Autos wollte ich nicht mit auf dem Foto haben. Dieses Mal sollte es aber klappen. Die Fahrt nach Fruita durch diese Badlands genoss ich wirklich sehr. Leider gibt es hier keinerlei Möglichkeiten anzuhalten. In den USA und besonders im Südwesten ist dies wirklich sehr sehr ungewöhnlich. Die Landschaft ist einfach zu schön und es ist eine Schande hier nicht öfter anhalten zu können.

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F6.3 || 1/125sek. || ISO 200 || @ 12mm
Von Fruita ging es danach wieder über die I-12, den wunderbaren Scenic Byway in Utah über Boulder nach Escalante. Gegen 18 Uhr kam ich bei den Escalante Outfitters an, checkte ein und baute rasch mein Zelt auf solange es noch hell war.

Nachdem alles aufgebaut war ging ich vor ins Outfitters Cafe. Heute wollte ich wieder etwas “richtiges” essen. Und so versackte ich eine ganze Weile bei den Outfitters, surfte über das WLAN ein wenig, schrieb Freunden und lud ein Paar Bilder hoch. Zu essen gab es, wie schon vor fast genau einem Jahr, die personalized 12 Inch Pizza Peperoni + rote Zwiebeln. Dazu Pepsi…. was für eine Wohltat für Magen und Seele.
Nicht all zu spät verzog ich mich zu meinem Zelt. Saß noch eine Weile unter dem großen Gemeinschaftspavilion um einige meiner Akku’s aufzuladen und gönnte mir noch ein Bierchen. Irgendwann war dann aber auch Schluss. Ich wollte früh aufstehen und verzog mich daher ins Zelt. Die Nacht sollte sehr sehr gemütlich werden.
Die Eckdaten zum zehnten Tag:
Zurückgelegte Distanz Auto:
Goblin Valley Campground | |
Little Wild Horse Canyon Trailhead | 6.7 Meilen |
Temple Mountains | 13.4 Meilen |
Factory Butte | 43.1 Meilen |
Fruita | 32.5 Meilen |
Escalante | 74.5 Meilen |
Gesamt | 170.2 Meilen (274 Km) |
Zurückgelegte Distanz zu Fuß:
Little Wild Horse Canyon | 3.61 Meilen |
Diverse | 0.5 Meilen |
Gesamt | 4.11 Meilen (6.61 Km) |