
Um 7 Uhr wurde ich heute von alleine wach. Es wurde mir einfach zu hell im Auto und ich hatte auch lange genug geschlafen. Nachdem ich mich aus dem Auto gepellt hatte schnappte ich mir mein Müsli, die Milch, den Orangensaft und machte es mir auf den Bänken hier in der Rest Area in der Nähe des Strathcona Provincial Park gemütlich. Ich hörte zwar immer wieder ein Auto vorbeifahren, aber es waren dann doch nicht all zu viele um die Uhrzeit.
Nach der Katzenwäsche ging es direkt in den Park hinein, um einen Ranger zu suchen. Am Campground fand ich dann auch wieder die Dame vom Vorabend. Ich wollte heute den mit etwas mehr als 16 Meilen langen Trail zum Landslide Lake laufen. Ich fragte sie ob das eine gute Idee sei, da ich bereits von den zahlreichen Bären, die hier immer wieder gesichtet werden, gehört habe. Sie meinte rasch “you’re alone ? definitely not recommended – do something else inside the park boundaries”.
Das hörte sich schlecht an. Ich fragte weshalb. Sie sagte mir dass seit einigen Wochen vermehrt Wanderer von Bären überrascht wurden. Laut Zählung seien es insgesamt 13 Schwarzbären, darunter 3 Mums mit ihren Cubs. Sie dürfe mich offiziell den Hike auch nicht beginnen lassen aus Versicherungsgründen und da sie weiß dass ich alleine unterwegs wäre. Ich rümpfte die Nase. Schade ! Nun gut, es sollte nicht sein und nach dem Aufeinandertreffen in Ucluelet mit dem Blacky wollte ich das nicht nochmal riskieren, vor allem nicht dort wo sonst niemand neben mir unterwegs ist.
Alternativeplan Strathcona: Wasserfälle
Myra Falls
Strathcona ist vorallem für seine vielen Wasserfälle bekannt. Während der Schneeschmelze stürzen hunderte Fälle die Berge hinunter, viele davon jedoch derart abgelegen, dass man erst etliche Meilen lang wandern muss, um sie zu erreichen. So unter anderem die berühmten Della Falls – einer der höchsten Wasserfälle Kanadas. Diesen Wasserfall erreicht man zunächst nur mit dem Boot über den Great Central Lake (ausgehend von Port Alberni) und anschließend über eine Mehrtagestour zum Wasserfall und zum “nahe gelegenen” Love Lake, insgesamt 35 Km.
Aber….das mache ich nicht. Ich entschied mich im Strathcona PP entlang des Buttle Lake runter zu fahren zu den Lower Myra Falls. Vom Campground des Parks aus ging es dann zunächst satte 50 Km den See hinunter. Bereits gestern war mir aufgefallen dass der See sehr sehr wenig Wasser führt. Traurig anzusehen, trotz Schneeschmelze. Überall konnte ich weite Sandbänke und fast schon “Strände” sehen. Auf der knapp einstündigen Fahrt in den Süden auf der Westmin Rd kam mir kein einziges Auto für die meiste Zeit entgegen. Erst am Ende holte ein Auto hinter mir auf – das einzige was ich auf den 50 Km sah. Nachdem man am Ende des Sees über eine Brücke fährt geht es nur noch ein Stück den Berg hinauf und dann rechts ab in den Wald zum Parkplatz.
Schnell hatte ich den Rucksack geschultert, Stativ geschnappt und fast den Autoschlüssel auf dem Fahrersitz liegen lassen …. DAS wärs jetzt gewesen. Zum Glück hatte ich es nach rund 10 Metern gemerkt da ich dachte “hä ? da hat aber gerade nichts gehupt”. Vom Parkplatz aus geht es für gerade mal 500 Meter etwas steiler einen Weg hinunter in den Wald zu den Wasserfällen. Ja, Wasserfällen – denn die Lower Myra Falls ist eine Kette an Kaskaden die hinab in den Buttle Lake preschen.

5 Minuten und ich stand direkt am Wasser. Wow ! Direkt wenn man aus dem Wald kommt steht man vor einem wunderbaren, grün-blauen aber – verzeiht – arschkalten Pool. Ich hatte die Badehose dabei …aber nachdem ich meinen Rucksack abgelegt hatte die Hand ins Wasser hielt, verging mir die Lust auf einen Sprung in zu kühle Nass. Ich beschäftige mich dann lieber mit dem Wasserfall und den Fotos. Auf einem Felsen machte ich die erste kleine Pause und genoss das Rauschen und ließ die Kamera einfach mal machen bei ihren Langzeitbelichtungen.



Ein Paar Fotos mit mir drauf mussten auch sein – wenn man schon mal hier nicht…. soll sich ja auch gelohnt haben. Für die Freunde von nicht geglättetem Wasser auch ein Foto mit mir und ohne Filter.


Es kamen dann plötzlich 3 junge Leute mit Angeln aus dem Wald und kraxelten die Felsen weiter hinunter. Mir war nicht bewusst ob das überhaupt geht. Generell war ich eh vorsichtig da ich erst 8 Monate zuvor in Nord Irland böse gestürzt bin und noch immer die Schmerzen im Rücken spürte. Noch ein Sturz auf nassen Fels wäre sicherlich nicht förderlich. Aber es kribbelte und so schaute auch ich wie da runter komme. Das erste Stück war im Grunde kein Problem – das es nur die Felsenterassen hinunter ging. Hier hatte ich guten Grip. Dann ging es aber nur durch das Wäldchen weiter und durch einen eklig steilen Trampelpfad der nicht nach wirklich viel Halt aussah.




Ich kämpfte mich behutsam den Wald hinunter und stand dann eine ganze Ecke weiter unten auf einem großen Felsen und hatte einen schönen Blick auf die tosenden Fluten. Knapp 40 Minuten hielt ich mich an den Lower Myra Falls auf und machte mich danach wieder auf den Weg hinauf zum Trail.


Durch das kurze Waldstück mit dem losen Boden war das nicht ganz so einfach – ich mit meinem kurzen Beinen. Auch die Felsen hinauf gestaltete sich an mancher Stelle ein wenig schwieriger als gedacht. Aber ich kam heil, wenn auch außer Atem, oben an und lief wieder zum Auto. Das schweinig steile Stück durch den Wald machte mir dann aber richtig Probleme. Ich kam stark außer Atem….
Zufrieden mit den Ergebnissen und diesem tollen Wasserfall stieg ich ins Auto.
Karst Creek – Reinfall Nr. 1
Vom Parkplatz aus ging es wieder hinauf nördlich entlang des Buttle Lake. Ich wollte den nächsten kleinen Trail laufen, zum Karst Creek. Als ich am Parkplatz rund 14 Km entfernt von den Lower Myra Falls ankam, musste ich jedoch ein nettes kleines Stück Papier an der Trailhead Infotafel lesen
“Be aware. In June, July and August almost dry”.
Schade ! Ohne dass ich am Ende einen Creek mit kleinen Kaskaden oder einen Wasserfall vor die Linse bekomme, wollte ich den Trail dann auch nicht beginnen und ließ den Karst Creek aus.
Auf der weiteren Fahrt stieg ich immer wieder mal aus um Fotos vom Buttle Lake und auch von den Straßen zu machen. Es war fast nichts los und ich konnte lange auf den Straßen rumturnen ohne einem Autofahrer in die Quere zu kommen.

Lupin Falls
Als nächstes steuerte ich die Lupin Falls an, bzw. den Trailhead der Lupin Falls, rund 17 weiter nördlich vom Karst Creek Trailhead ausgehend. Mit nicht mal einem Kilometer ist der Loop sehr kurz und auch nicht wirklich schwierig – es geht locker durch den Wald und über eine kleine Brücke.



Recht schnell war ich am Wasserfall wo mir einer größere Familie entgegen kam – die Stimmen habe ich schon vom Parkplatz aus gehört – ihr Pickup stand neben mir. Da sie aber bereits auf dem Weg zurück zum Parkplatz waren hatte ich dann den Wasserfall für mich und machte meine Fotos.


Elk Falls Provincial Park
Es war nun 12:30 Uhr und ich hatte noch einen weiten Weg vor mir. Und somit verabschiedete ich mich vom Strathcona Provincial Park und fuhr den Weg, den ich gestern gekommen war, zurück in Richtung Campbell River. Knapp 50 Km nachdem ich den Buttle Lake verlassen hatte kam ich am Elk Falls Provincial Park an.
Hui…hier war viel los, anders als im Strathcona zuvor. Das scheint hier ein Touristenmagnet zu sein. Der kleine Provincial Park beherbergt den etwa 25 Meter hohen und tosenden Elk Fall und die gleichnamige Suspension Bridge. Die wollte ich mir unbedingt anschauen. Vom Parkplatz aus sind es nur rund 700 Meter zum Wasserfall. Es ging ein wenig bergab – am Ende natürlich auch wieder bergauf – aber alles relativ harmlos. Bis auf die Treppen die kurz vor dem Wasserfall erscheinen – die störten mich und mir schien, sie verfolgten mich auch über letzten 7 Tage hinweg.

Von oben lässt sich der Wasserfall am besten von der Plattform aus betrachten. Näher oder weiter rund kann man nicht. Lediglich kann man sich auf den Felsen gegenüber der Platzform und entlang des Flusses, der an der Kante hinabstürzt, gemütlich machen (s. Foto).

Natürlich ging ich auch über die Suspension Bridge. Meine Schritte auf der wackligen Brücke waren recht heftig. Zwei Frauen auf der gegenüberliegenden Seite trauten sich bei dem Gewackel nicht so recht auf die Brücke und warteten lieber bis ich drüben ankam. Rund 25 Minuten dauerte mein Besuch, dann war ich auch schon wieder am Parkplatz angekommen.

Reinfall Nr. 2 – Cumberland
Von den Elk Falls ging es weiter in Richtung Nanaimo, jedoch machte ich im Örtchen Cumberland Halt, rund 60 Km vom Elk Falls Provincial Park entfernt. Ich hörte von einem Ort der mir ein wirklich geiler Spot zu sein schien – nur wusste niemand so Recht wo man hin muss. Es ist eher ein “Geheimnis”. Und so fragte ich mich ein wenig in Cumberland umher. Ich war im Bike Shop, ich war in die Eisdiele… und ich fragte Biker, denn für Biker scheint der umliegende Wald wohl ein Mekka zu sein. Doch keiner wusste so recht bescheid.
Bis ich dann einen Mann traf der meinte soll den Ort bis zum Ende abfahren und dann dort parken und über die Straße laufen – dort wäre eine Art chinesischer Tempel – von dort immer gerade aus in den Wald – dann käme ich an einen Creek. Gesagt getan.
Nachdem ich vom Parkplatz aus dann 1 Km weit gedackelt war, durch einen Mücken verseuchten Wald, kam mir ein Mann mit Stativ und Kamera entgegen. “you are searching for the ….?!”. Ja, die suchte ich. “Well, me 2, they are dry. Not even a dripping waterfall. So sad. Not the right time of the year”.
Ach Mist. Ich lief also erst gar nicht weiter, machte dafür ein Paar Fotos des Waldes und machte mich auf den Rückweg zum Auto.
Little Qualicum Falls Provincial Park und Nanaimo
Ein wenig enttäuscht – denn der Spot wäre wirklich geil gewesen – setzte ich mich in den Wagen und fuhr weiter. Der Little Qualicum Provincial Park sollte mein letzter Stop vor Nanaimo und einem geeigneten Campground werden. Satte 70 Km weiter… einem Schokoladen-Eis, M&Ms und kalten Getränken (alles aus einer Tankstelle die auf dem Weg lag), machte ich mich schokomundverschmiert auf den schönen Trail im Little Qualicum Park.

Der Park liegt in der Nähe von Qualicum Beach und ist ein Klamm-Trail. Man kann hier an verschiedenen Stellen über Brücken das Wasser durch die Engstellen im Canyon peitschen sehen – sehr interessant. Solche Klammen kenne ich ja bereits aus Deutschland – die sind immer toll.


Leider konnte ich nicht an vielen Stellen richtig gute Fotos machen weil die Blickwinkel auf die Wasserfälle oft suboptimal waren oder von Ästen oder Bäumen verdeckt wurden. Der Trail rund um die Schlucht ist nur rund 1.5 Km lang. Ich lief rund 1.26 Km des trails und machte meine Fotos. Little Qualicum Falls PP Website





Um 18:40 Uhr machte ich mich aber nun endgültig in Richtung Nanaimo, denn ich hatte ein Problem. Ich musste schauen wo ich heute übernachten kann. Als ich in Nanaimo ankam verschlug sich nämlich mein Plan, direkt an den Fähren zu übernachten – denn hier war überall Parkverbot oder aber nur verdammt teure Parkplätze.
Ich fuhr teilweise sogar durch Siedlungen hindurch um zu schauen ob ich mich dort irgendwo hinstellen kann. Aber das Risiko auf einer Neighbourhood Watch zu stoßen und ggf. mit der Polizei am Ende reden zu müssen, wollte ich auch nicht eingehen. Manch ein Anwohner schaute schon komisch in mein Auto als ich vorbeifuhr – so ein Camper in einer Siedlung ist eher kein gutes Zeichen für die Anwohner.


Ich irrte umher und wusste nicht wohin. Ich ging kurz online mit dem Smartphone um zu schauen wo ich etwas passendes finden könnte. Living Forest Oceanside hörte sich ganz gut an. Nahe am Hwy1 gelegen und somit auf direkten Weg zu den Fähren. Das war wichtig für morgen früh. Ich entschied mich dort hinzufahren.
Der Campground machte einen super Eindruck. Mein Problem war immer noch dass ich kein Bargeld dabei hatte. In der Tankstelle hatte ich es wieder vergessen abzuheben. Aber zu meinem Glück war dies ein wirklich gut geführter Campground der auch Kreditkarten akzeptiert. Und zu meinem Glück waren auch noch Sites für kleinere Camper und Truckcamper frei.


Nach dem langen Tag gönnte ich mir direkt ein heiße Dusche. Das war bitter nötig. Danach bereitete ich mir mein Abendessen zu. Heute gab es Curry-Reis, dazu wie immer Nachos und Dip. Die Mücken waren auch hier garstig. Das Campground liegt nahe am Meer und direkt im Wald. Erst gegen 23 Uhr als es bereits dunkel war verzog ich mich in meinen Camper, schlief aber ziemlich schnell ein.
Daten zu diesem Tag
gefahrene Meilen | Strathcona Rest Area > Lower Myra Falls Parking > Lupin Falls > Elk Falls Provincial Park > Cumberland > Little Qualicum Falls PP > Living Forest Oceanside Campground Nanaimo GESAMT: GESAMT: | 44,5 Km 30,9 Km 48,6 Km 60,7 Km 71 Km 62,2 Km ~318 Km |
gelaufene Meilen | Myra Falls Lupin Falls Elk Falls PP Cumberland Little Qualicum Falls PP GESAMT: | ~1,5 Km 0,8 Km 1,5 Km 2,2 Km 1,25 Km 7,25 Km |