
Bildungsauftrag
Bevor es weiter geht, folgt nun eine kleine Einordnung des Ortes wo ich mich derzeit befinde, auf Vancouver Island (VI). VI ist die größte nordamerikanische Insel im Pazifik und liegt vollständig in der Provinz British Columbia, jedoch nicht vollständig, zumindest geographisch gesehen, in Kanada. Denn die südliche Spitze der 31.285 km großen Insel liegt unterhalb des 49. Breitengrades und somit unterhalb der Grenze zwischen Kanada und den USA. Durch den sogenannten Oregon Treaty Kompromiss gehört ganz VI jedoch seit 1846 komplett zu Kanada.
Mit seinen stattlichen ~31.000 km² ist VI aber eher eine kleine Insel. In der Liste der größten Inseln der Welt bewegt sich VI nur auf Platz 42. Gemessen an Kanadas Inseln, ist VI auch “nur” auf Platz 11. Und dennoch ist VI einer der großen Schätze Kanadas und British Columbias. VI vereint das beste und schönste was Kanada zu bieten hat. Gegensätzlicher könnte VI kaum sein, denn die Insel ist klar in Ost und West zu unterscheiden.
Im Westen, dem Pazifik zugewandten Teil der Insel, ist die Natur rau und zerklüftet. Weite Teile der hiesigen Wälder sind noch echte Küstenregenwälder. Wen wundert es, denn die gesamte 400 km lange westliche Küstenlinie ist seit Jahrmillionen dem Pazifik schutzlos ausgesetzt, also den Winden, der Luftfeuchtigkeit, dem Nebel und natürlich auch einer Menge Regen. Oder auch, wo große Kräfte sinnlos walten 🙂 Im Osten hingegen findet man die riesigen aber ruhigen Fjorde, auch Sounds genannt. Dicht bewaldete, oft schwer zugänglich und abgelegene Buchten und Fjorde bieten gerade den Tieren perfekte Rückzugsgebiete. Hier leben nur wenige Menschen, und wenn sie dies tun dann meist im ruhigen Einklang mit der Natur.
VIs Flora und Fauna ist zu einem Großteil noch intakt. Leider schlägt sogar hier auf der Insel die Holzindustrie ihre Schneisen in die Natur. Sogar die gemäßigten Regenwälder an der Westküste sind bedroht. Kanadas Regierung billigt und fördert das Abholzen ganzer Waldgebiete. Wer eine große Tour über VI macht wird immer wieder feststellen wie viele Orte es dann wirklich sind an denen diese schauderhafte Rodung von Urwäldern im Zeichen des Profits geschieht.

Rund 14 % von VI sind zum Glück unter Schutz gestellt und dienen als Nationalparks oder Provincial Parks und Reservoire. Wie bereits erwähnt war ich überrascht von den vielen Bergen auf VI. Die Bergketten auf Vancouver Island erstrecken sich von Victoria bis fast hinauf in den Norden nach Port McNeill. Die höchsten Berge findet man in den Strathcona Mountains im Herzen von VI. Auch Strathcona wird als Provincial Park geführt und ist eine der schönsten Gegenden für Wanderer. Mit 2198 m ist der Golden Hinde der höchste Berg auf der Insel. Im Vergleich zu den Bergen der Coast Mountains auf British Columbias Festland, die sich von Vancouver bis weit hinauf in den Yukon erstrecken – direkt gegenüber von VI – sind die Berge der Insel aber relativ klein, denn hier am Festland ragen etliche Berge über 3000m und bis hinauf auf 4019 m in den Himmel (Mount Waddington).
Durch seine doch sehr ursprüngliche und beständige Natur ist Vancouver Island Heimat von unzähligen Tieren, u.A. Schwarzbären, Pumas (Berglöwen, Mountain Lions), Coyoten, Elche und Wölfe. Die Population der Schwarzbären auf VI wird auf ca. 7.000 geschätzt. Rund 600 Pumas sollen sich auf VI bewegen, Sichtungen sind bei diesen scheuen Tieren aber sehr selten. Doch wenn man mal auf einen Puma trifft ist gefrorenes Blut vorprogrammiert. Hingegen läuft man Schwarzbären Des öfteren über den Weg. Grizzly Bären hingegen sind eher untypisch für VI. Erst in den Fjorden des Festlands findet man tausende Grizzlys. In ganz British Columbia wird die Population auf rund 15.000 Grizzlys geschätzt.
In vielen Gebieten sind die Tiere durch die dichten Wälder geschützt. Doch oft treffen Mensch und Tier aufeinander, so z.B. wenn Schwarzbären auf Futtersuche an den Küsten und Stränden sind, oder sich nah an Flüsse heranwagen um Fische zu fangen. Aufeinandertreffen mit Anglern oder Campern sind nicht selten.
Mit knapp 750.000 Einwohnern hat VI eher eine geringe Population. Die Verteilung dieser 750.000 Einwohner ist mehr oder weniger ungleich verteilt. Wer auf VI unterwegs ist wird dies schnell merken, denn es gibt Landstriche in denen keinerlei Häuser stehen. Für etliche Kilometer sieht man oft nichts, außer vielleicht die großen Gelände der Holzindustrie und Wald…viel, viel Wald. Das Leben auf VI spielt sich daher eher zentralisiert zwischen den Städten Nanaimo und Victoria, Campbell River und Port Alberni ab. Victoria ist die ‘Hauptstadt’ von VI.
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Der Morgen im Goldstream Provincial Park
Für 07:00 Uhr hatte ich meinen Alarm im Smartphone gestellt. Ja das muss leider sein. Manch einer mag sich am Kopf kratzen, aber der frühe Vogel und so…das Sprichwort kennt ihr sicherlich. Auch wenn ich weder den frühen Vogel noch den bescheuerten Wurm wirklich mag. Ich schlafe gern und lang… aber im Urlaub kann ich das nicht bringen. Da geht sonst zu viel wertvolle Zeit flöten.
Und so stand ich um 07:00 Uhr halt auf, sprang kurz unter die Dusche. Kurz weil das Wasser nicht so recht warm werden wollte. Da war ich zugegeben ein wenig empfindlich. Wirklich warm war es am morgen noch nicht – aber dafür recht feucht mit hoher Luftfeuchtigkeit. Einmal geduscht und danach direkt wieder am schwitzen.
Da ich mich verpflegungsseitig mit allem bewaffnet hatte was ich für die verschiedensten Mahlzeiten benötigte, konnte ich auch wunderbar morgens ein kleines Frühstück genießen. Ich hatte Geschirr, ich hatte einen Kühlschrank. Was liegt da näher als ein schönes Müsli mit kalter Milch und geschnittenen Äpfeln und Weintrauben ?
Goldstream Falls Foto-Shooting
Mein erstes Ziel für heute waren die Goldstream Falls. Der Goldstream Park ist relativ nah an Victoria gelegen und erstreckt sich über 3.79 km². Der Park ist bekannt für seine Wasserfälle und seine rund 16 Km Wanderwege. Vom Campground aus war es nur ein kurzer Weg zum Wasserfall.

Die meisten Leute waren noch damit beschäftigt gerade aufzustehen. Einige machten Feuer und bereiteten ihr Frühstück vor. Der Duft von Speck, Eiern und auch Würstchen in der Luft war göttlich. Mit nur knapp 800 Metern war der Weg sehr überschaubar. Aber ich kam dennoch direkt ins Schwitzen, denn es war mächtig schwül. Ich lief an etlichen Camp-Sites vorbei, grüßte die Leute die mich an ihnen vorbei laufen sahen. Alle waren sehr freundlich. Am Ende der Campsites ging es dann über eine Stahltreppe hinab in einen Canyon.


Bereits vom oberen Ende der Treppe konnte man den Wasserfall hören, weit war es nicht. Von Stahl ging es schnell auf Holztreppen weiter. Die Treppen schlängelten sich schön durch die mit Moos bewachsenen Bäume. Die Sonne schien von Osten in den Wald herein, ein schönes Bild. Bereits hier konnte ich grob erahnen was mich in den nächsten Tagen hier auf VI erwarten würde. Die Treppen gingen recht steil hinunter, ich musste also den Weg wieder hinauf.


Wenige Minuten später war ich bereits am Wasserfall angekommen. Wie schön das war ! Farne, Moose, Bäume … und alles sooooo grün. Ich baute mein Stativ auf, suchte mir die Blickwinkel schnell zurecht und setzte mich direkt mal auf den Hosenboden, da ich von einem Stein abgerutscht bin. Naja…ging ja gut los.

Nach 15 Minuten war es genug und ich packte meine Kamera wieder weg und begab mich den Weg hinauf. Puh…. ich merkte die Luftfeuchtigkeit, mein Sweatshirt verdiente sich seinen Namen gerade zurecht und ich kam mächtig außer Atem. Ich hasse Treppen … und ich wusste schon jetzt auf was ich mich auch in den nächsten Wochen des öfteren freuen darf … ein ordentliches rauf und runter !

Oben angekommen orientierte ich mich nach rechts anstatt zur Campsite zurück zu laufen. Denn es gab einen schönen Weg über den Upper Goldstream Trail zurück auf den Campground. Somit konnte ich noch ein wenig mehr fotografieren und mich warm laufen. Auch hier waren es nur rund 630m bis zum Campground.
Ich lief zurück zum Auto, gönnte mir schnell einen Becher kalten Orangensaft und räumte alles was ich zum Frühstück benutzt hatte wieder dort hin wo es hin gehörte damit im Auto nicht irgendwas umher fällt oder klappert. Dann ging es weiter – mit dem Auto fuhr ich vom Campground runter und fuhr in den nördlichen Teil des Parks zum Goldstream Salmom Turn Off.
Niagara Falls und Goldstream Trestle
Als nächstes stand nämlich der Niagara Fall auf dem Programm. Ein weiterer kurzer Hike auf dem heutigen Plan. Aber Kleinvieh macht ja am Ende auch Mist….
Vom Parkplatz aus ging es nördlch auf einem schönen Wander/Spazierweg in Richtung Goldstream Nature Hourse. Der Park ist hier an der Stelle sehr gut geeignet für Tagesaktivitäten und Picknicks. Ich wusste dass ich an einer Stelle nach rund 700 Metern abbiegen muss um unter dem Trans-Canada-Highway, der durch den Goldstream Provincial Park führt, durch zu kommen. Eigentlich kein Problem.


Aber ich fand keine Unterführung, lief somit weiter und kam dann am Nature House an. Tsja…hier war ich falsch. Eine junge Dame saß eisschleckend mit ihrem Hund auf der Terrasse. Ich sprach sie an ob ich hier noch richtig sei… Nein, hier wäre ich falsch, meinte sie. Ich soll doch einfach mal zurück laufen und durch das Rohr gehen. Rohr ? War da was ? Ok, ich ging zurück, 200m ca. und Tatsache. Ein großes Wasser-Rohr. Aber eher ein Unterführung die wie ein Wasserablauf aussieht. Jedenfalls hab ich das anders gedeutet….Und das ist der Weg hindurch ????


Ok. Dann mal rein – es stand kein Wasser in der Unterführung, dafür war der Boden voller größerer und kleinerer Steine. Ich konnte kaum etwas sehen im Dunkeln, kam aber heil drüben auf der andere Seite an. Nun war es einfach, denn die Niagara Falls speisen eigentlich dieses Flussbett. Ich hatte da schon Bedenken ob der Wasserfall überhaupt Wasser führt, wenn hier schon kein Wasser floss. Mit ein wenig Gekraxel über Felsen um auf den Wanderweg zu gelangen, kam ich 3-4 Minuten später an den Falls an.

Und ja, sie führten Wasser – wenn auch nicht viel. Aber es war schön. Viel war hier nicht los – ich machte einige Fotos, machte ein kleines Päuschen auf einem großen Felsen und beobachtete dann zwei junge Mädels wie sie anfingen gegenseitig Bikini Fotos von sich vor dem Wasserfall zu machen …. *hust*. Keine Panik, ich hab nicht andauernd hingeschaut *lach*…und nein, davon hab ich keine Fotos gemacht. Männer, ihr braucht gar nicht erst nachfragen 🙂 Anzuschauen war es dennoch ganz schön 🙂



Knapp 20 Minuten hielt ich mich hier auf, ging dann aber wieder zurück zum Tunnel am Highway. Ich wollte nun eigentlich noch zur Goldstream Trestle, einer alten stillgelegten Bahntrasse und Brücke oben auf dem Hügel oberhalb der Niagara Falls. Von unten schaute ich hinauf und versuchte zu erkennen wo der Weg lang ging. So weit war es ja nicht, dachte ich mir – meine Hiking App zeigte mir simple 540m an. Vom Flussbett machte ich mich auf den Weg … steil…hinauf. Nach rund 150m war ich derart außer Atem dass ich schon keinen Bock mehr hatte. Dass auf 540m Distanz 120 Meter Steigung dabei waren, verschwieg mir die App sehr galant.

Ich verteufelte den Trail. Es war wirklich steil. Gefühlt brauchte ich eine Stunde für den Aufstieg, es waren aber nur 25 Minuten. Mein Rücken machte sich beim Aufstieg stark bemerkbar… fit war ich definitiv noch nicht. Vollgas direkt zu Beginn … wie fast immer … ist halt nicht gut. Ich hoffte dass sich das bald erledigt hat mit Schmerzen in Rücken und Beinen. Etliche Wanderer überholten mich auf dem Weg hinauf..aber letztlich schaffte ich es und war happy oben angekommen zu sein.

Die Sonne brannte nun auch vom Himmel, es war bereits merklich wärmer geworden. An der Trestle machte ich ein Päuschen um den Puls zu senken. Aber nur 10 Minuten und einige Fotos später begab ich mich auf den Weg hinunter. Für den Abstieg und bis zum Auto benötigte ich dann nur 17 Minuten. Ein wenig erschöpft und durstig kam ich am Auto an.


East Sooke

Die Taktung dieses ersten Tages war eng. Denn kaum war ich am Auto, hatte mir eine kleine Erfrischung gegönnt, ging es auch schon weiter. Ich stieg in den Jucy Camper und folgte den Anweisungen meines Navis in Richtung East Sooke, südwestlich von Victoria.
Sooke ist eine Kleinstadt mit knapp 13.000 Einwohnern. Das Gebiet ist jedoch unterteilt, weshalb sich East Sooke gebildet hat. Hier gibt es jedoch nur rund 500 Häuser. East Sooke ist dafür aber sehr bekannt für sein Regional Park. Ein wahres Prachtstück der Natur. Rund 26 km musste ich fahren um am Parkplatz an der Aylard Farm anzukommen. Der Weg hier her, besser gesagt das letzte Stück, ist recht simple. Es geht tief in den Wald hinein über nur einspurige schmale Straße.
Kurz vor 15 Uhr kam ich an der Aylard Farm an. Es standen einige Autos auf dem Parkplatz. Ich machte mich für den Marsch fertig, packte genügend Wasser und alles nötige ein. Einen freundlichen Volunteer fragte ich was denn der beste Weg wäre um eine Runde zu laufen. Er meinte dass ich den Interior Trail nehmen sollte, das würde Zeit sparen. Jedoch sollte ich auf Cougars, also Berglöwen achten. 2 Tage zuvor sollen insgesamt 3 in der Nähe des Cabin Points gesichtet worden sein ….dort wie ich hin wollte. Wer sich fragt wo ich nun lang laufe – hier ein Link auf die Karte des East Sooke Regional Park: East Sooke Trail Map
Ich lief los und bog relativ bald vom normalen Schotter-Weg ab in den Wald. Es war soooooo herrlich. Es ging wirklich durch den tiefen Wald – über weichen Waldboden, über Stock und Stein, durch Farne, Moose und Blumen. Dazu kam die frische Meerluft. Wow …. und ich war völlig allein. Keiner Menschenseele bin ich begegnet.

Aber ich brauchte eine ganze Weile bis ich wieder auf den Haupttrail zurück kam. Rund 1 Stunde 20 Minuten brauchte ich für den “Shortcut” über den Interior Trail. Das gute war dass überall gute Wegweiser aufgestellt waren. So recht war ich mir aber nicht sicher ob ich zeitlich alles schaffen würde. Denn die Zeit verging wie im Fluge – es war nun schon 16:20 Uhr als ich endlich am Cabin Point ankam und für einen Moment die Seele auf einer Bank baumeln ließ und den Ausblick genoss. Mit einer Powerbar und ein wenig Zuckerzufuhr via Cola ging es dann auch schon wenige Minuten später weiter.


Ich lief weiter in Richtung Südspitze vom Regional Park. Ab dem Cabin Point ging es nun aber sehr sehr ungemütlich weiter. Was zuvor auf dem Interior Trail doch recht einfach war, wurde nun teilweise zur Tortur. Denn, und soweit hatte ich mich nicht vorbereitet, waren auch die Höhenunterschiede an der Küstenlinie teils gewaltig. Es ging rauf und runter, mal 5 Meter hinauf, dann wieder 10 Meter runter, dann wieder kurzzeitig hinauf. Richtig schnell kam ich nicht voran.
Aber es war wunderschön. Auch wenn ich die Anstrengung deutlich unterschätzt habe, fühlte ich große Zufriedenheit in mir. Gerade mal 4 Personen kamen mir entgegen auf dem ganzen Trail. Mit allen unterhielt ich mich für einen Moment. In der Seal Bay machte ich nochmal kurz Rast da mich die Höhenmeter doch etwas schockten – hier entstanden einige Fotos, jedoch nicht all zu gute.

Drei der vier Personen traf ich kurz hinter der Seal Bay. Es war eine Gruppe junger sportlicher Leute, 2 Jungs, 1 Mädel. OMG, ich schreibe gerade so als wäre ich 55 Jahre alt 🙂 Mit den drein unterhielt ich mich für sicherlich 10 Minuten, da die drei auch kurz Rast machten und auf dem Weg zum Cabin Point waren.
Auf etwas mehr als der Hälfte zwischen Cabin Point und dem nächsten Viewpoint Beechey Head geschah dann etwas was ich gerne vermieden hätte. Bisher lief ich für den Tag wirklich rund, mit wenigen Schmerzen und eigentlich hatte ich auch ein gutes Gefühl. Doch dann trat ich auf einen kleinen Stein, nicht größer als eine 2-Euro-Münze. Der Stein kippte nach rechts, ich knickte um und legte mich unter fachmännischer Anleitung voll auf die Fresse.
Das hätte auch anders angesehen können. Zu meinem Glück war an der Stelle rechts von mir noch ein nicht all zu steiler Abhang. An anderen Stelle war sofort der felsige Abgrund. Durch das Umknicken fiel ich rechts in den Abhang hinein, ins Gras. Dabei riss ich mir an einigen Stellen mein linkes Schienbein auf kleinen Steinchen auf, teils sogar recht tief. So lag ich dann da. Froh dass ich nicht noch tiefer den Abhang runter gerutscht bin – am Ende hätten mich nur Sträucher auffangen können. Ich blieb einen Moment liegen denn mein Fuß schmerzte… und kurz Durchatmen war auch nicht verkehrt. Der Schock war nicht ganz ohne…. Nachdem ich mich die 2 Meter Abhang wieder hinauf hievte suchte ich mir einen Platz zum sitzen. Mit Wasser reinigte ich die Wunden am Bein und versuchte mein Fußgelenk zu kühlen.
Zum Glück schwoll mein Fußgelenk nicht an, und so ging ich nach 10 Minuten weiter, auch wenn das Knie und das Schienbein weh tat und ich gefühlt durch den Sturz 10 Jahre gealtert war.


Nach 2.16 km (vom Cabin Point aus) kam ich an einem Picknick Point vorbei an dem ich wieder Rast machte. Ich überlegte nun ob ich abbrechen soll und auf dem Interior Trail wieder Richtung Auto laufen soll oder aber weiter, zumindest bis Beechey Point. Während ich überlegte tauchten die 3 wieder auf… Kurze Milchmädchenrechnung: Die sind zum Cabin Point und den Weg zurück schneller gelaufen als ich ohne den Weg zum Cabin Point. So viel zum Thema “meine Fresse läuft der langsam” 🙂
Pete, einer der Jungs, fiel direkt mein zerkratztes und blutendes Bein auf. Sie fragten ob ich Hilfe bräuchte, zurück zum Wagen zu kommen. Nein – ich erklärte was passiert war. Pete war eh der Meinung dass ich recht “mutig” war das hier allein zu wandern. Passieren kann immer mal was und es ist einfach sicherer zumindest zu zweit zu wandern. Ja mei….ging halt nicht anders. Ich bedankte mich für das Angebot der Hilfe, aber da ich mich entschied zum Auto zu laufen, ging es nun eh nur noch durch den Wald auf Schotterwegen. Also harmlos. Auch das Wetter spielte in meine Überlegung rein. Als ich mich nämlich auf die Nase legte zog bereits Nebel die Küste entlang. Am Beechey Point merkte ich bereits den Temperatur-Drop und dass nun merklich frischer Wind aufzog. In der letzten Galerie ist dies ja schon gut zu sehen.
Wenige Minuten nach den dreien lief ich auch los. Um 18:30 Uhr kam ich an der Aylard Farm an. Puh…. anders und härter als gedacht. Das sollte mir eine Lehre sein …. sollte….
Auf Campground-Suche
Für den heutigen Abend hatte ich noch keine Unterkunft. Ich wollte flexibel bleiben da ich nicht wusste gut ich den Tag zeitlich nutzen kann und wie lange die einzelnen Wanderungen am Ende wirklich dauern.
Campground gäbe es hier an der Küste eigentlich genug, aber lange wollte ich nicht suchen. Ich probierte es beim nächstgelegenen Campground entlang des BC Highway 14 (an der Küste entlang gen Westen). Der French Beach Campground war eigentlich gut gelegen und somit schaute ich ob noch was frei ist. Und ja, es war was frei. Aber niemand war da. Ich konnte nirgendwo bezahlen und auch eine Box zum einwerfen des Camping Fees war nicht vorhanden.
Ein freundlichen altes Ehepaar aus der Nähe von Winnipeg sprach mich an. Ursprünglich kamen die beiden aus London, zogen aber schon vor einigen Jahrzehnten nach Kanada. Ihren britischen Akzent bemerkte ich sofort. So kamen wir ins Gespräch. Er bot mir direkt ein Bier an, zu dem ich nicht nein sagte. Und Sie war total fasziniert – ein deutscher, allein hier unterwegs, mit so vielen Zielen. Wow. Die beiden erklärten mir dann auch dass die Campground-Rangerin hier ab und an rein schaut ob jemand neues eine Campsite bezogen hat. Sie würde dann auf mich zukommen.
Das war gut – denn somit konnte ich mich einfach auf eine freie Campsite stellen und mit dem Kochen und vorbereiten meines Bettes beginnen. Und nach einer Weile kam dann auch die Campground-Rangerin. Freundlich begrüßte sie mich und ging die Formalien mit mir durch. Am Ende bezahlte ich den Fees und alles war prima. Einziger Nachteil – keine Duschen, keine Flush-Toilette. Also alles nur sehr rudimentär.


Da ich nun auch genügend Zeit hatte mein Bett vorzubereiten war das auch in der Nacht etwas angenehmer. Auch wenn ich es nicht hinbekommen habe das 2×2 Meter große Zudeck mit dem 2×2 Meter große Bezug zu verheiraten. Daheim mit 1.40 Meter Breite (die ich locker mit den Armen auch erreiche) geht das gut. Aber 2×2 Meter, ohne das Zudeck ordentlich ablegen zu können ohne dass es im Dreck liegt …. nein. Ich stellte mich echt sau dämlich an glaube ich…. Letztlich ließ ich den Bezug einfach weg. Bettlaken, Kissen und Zudeck war ok – Wolldecken (hessisch: Kolder) hatte ich auch noch zwei, falls es kalt werden sollte.
Ich zog es übrigens vor doch im inneren des Wagens zu schlafen als oben im Zeltdach, ich konnte noch nicht so recht einschätzen wie die Temperaturen nachts sind.
Daten zu diesem Tag
gefahrene Meilen | Goldstream PP Campground > Parkplatz Niagara Falls > East Sooke Regional Park - Aylard Farm > French Beach Campground GESAMT: | 5,6 Km 26 Km 40 Km 71,6 Km |
gelaufene Meilen | Goldstream Falls und Upper Goldstream Trail Niagara Falls + Goldstream Trestle + Rückweg East Sooke Regional Trails GESAMT: | 1,7 Km 3 Km 7,14 Km 11,84 Km |
Hallo Daniel
Dein Foto’s sind wirkli schön. Darf ich dich dazu was fragen, was hast du dazu für Kamereinstellungen genommen, dass die so schön aussehen? Ich versuchte das auch schon ein paar mal hinzukriegen.
Hallo Diego,
vielen Dank 🙂
Puh, das ist jetzt ein bisschen kompliziert. Denn – ich war neu mit der Kamera unterwegs. Ich bin von einer Olympus auf die neue Nikon Z6 umgestiegen und war mit der Bedienung der Kamera und des Vollformats noch nicht so vertraut als ich in Kanada war. Ich habe sehr häufig auf ISO Automatik und mit einer Blende von F13 bis F18 gearbeitet, was viele Fotos relativ matschig werden ließ. Der Sweet-Spot des Objektivs ist irgendwo zwischen F8 und F11. Heißt, ich habe da recht häufig die optimale Bildqualität “vergeben” da ich weiter abgeblendet habe. Auf einem Trip Ende September wusste ich es dann besser und war viel weiter unten was die Blende anging.
Ich muss aber auch dazu sagen, dass meine Fotos in Lightroom meist nachbearbeitet sind. Sprich Tiefen, Schwarz und Weißwerte, Schärfe, aber auch gewisse Verlauffilter drüber gelegt sind, um z.b. Details im Fotos zurückzugewinnen (z.b. bei zu hellem Himmel).
Ich lerne von Jahr zu Jahr mehr dazu, ein Kamerawechsel wirft einen aber irgendwie ein wenig zurück was Gewohnheiten und Bedienungen angehen. Irgendwie hilft immer nur “üben” und kreativ sein. Ein gutes Auge anzutrainieren und auszuprobieren. Ein Allgemein-Rezept für klasse Fotos ist schwer zu beschreiben.
Beste Grüße
Daniel
Hallo Daniel
Ach so. Kein Problem. Kamen aber wirklich schön. Ich habe mir schon gedacht, ob du allenfalls diese noch ein bisschen nachbearbeit hast. 🙂 Aber danke für die Tipps.
Bin immer gespannt auf deinen nächsten Bericht. =) Würde am liebsten gleich wieder gehen. War inzwischen auch schon einige Male dort und kriege nie genug. ;o)
Liebe Grüsse
Diego