
Viel Zeit hatte ich nicht um mich vom langen Flug auszuruhen. Aber ich hatte ja gut im Flieger “vorschlafen” können. um 06:20 Uhr klingelte bereits mein Wecker. Mein erster Gedanke ging direkt an meine Koffer. Ich zog mir rasch meine Klamotten von gestern an, sprang in die Schuhe und lief hinunter zur Lobby um zu schauen ob meine Koffer bereits geliefert wurden.
Der freundliche Herr an der Rezeption schaute im Nachbarraum nach, denn es waren einige Gepäckstücke geliefert worden. “Welche Farbe haben die Koffer ?!”. Naja, ein Koffer ist schwarz, der Stausack wo mein großer Rucksack drin ist …ist….schwarz. Ein “ja gut, dann komm selbst schauen – die hier sind alle schwarz” konnte er sich mit einem lauten kurzen Lachen nicht verkneifen. Aber ich hatte Glück, denn direkt links neben der Tür standen meine beiden Gepäckstücke bereits. Sie wurden sogar noch um 1 Uhr in der Nacht abgeliefert. Wow – das nenne ich dann echt guter Service !
Erleichtert schnappte ich beide gleichzeitig und hievte sie in den Fahrstuhl. Ich brauchte nun aber dringend eine Dusche. Für 08:00 Uhr hatte ich nämlich bereits das Taxi bestellt.
Ein kurzer Besuch in den USA
Pünktlich wie die Maurer war das Taxi auch um 08:00 Uhr vor der Hotel Lobby. Bepackt mit den beiden “Koffern” und meinem Handgepäck ging es los. Keine Minute im Auto ging ein äußerst nettes Gespräch mit dem indischen Taxi-Fahrer los. Rund 40 Minuten dauerte die Fahrt zu meinem Rental Service von Jucy Camper.
Warum ich dafür in die USA muss ? Tsja, leider hat Jucy keine Station in Kanada. Die nördlichste Station liegt in Point Roberts, rund 3 Km hinter der Staatsgrenze und somit noch in den USA. Aber das war kein Problem. Die Passkontrolle ging fix – den Grund für die Einreise hören die Grenzbeamten anscheinend oft, denn mehr als ein “alright” kam dann nicht dabei herum.
Kurz vor 09:00 Uhr kamen wir bei Jucy Camper an. Zu meiner Freude waren die Herrschaften bereits aktiv und mein Wagen war vorbereitet. Es ging direkt an den Wagen damit ich alles gezeigt bekomme, alle verstehe und ggf. noch offene Fragen stellen kann. Von der Aufbaute des Dodge Caravan mit dem Zeltdach war ich überrascht. Das sah echt cool aus. Alles war vorhanden:
Matratzen im Inneren, Matratze oben im Zeltdach. Eine extra Batterie für Licht und Aufladen von Geräten und eine komplette Küchenausstattung inkl. Geschirr, Besteck und Camping-Kocher. Top ! Mehr brauchte ich eigentlich nicht. Wenn man den Preis des Campers am Ende bedenkt ist es schon ein schweineteures Vergnügen. Hätte ich 3 Monate vorher gebucht hätte ich rund 700 EUR sparen können – aber leider stand meine Route noch nicht. Nachdem alle Formalien geklärt waren und der Mietvertrag unterschrieben war, ging es auch direkt los.
Einkaufen bei Walmart
Zurück ging es über die Grenze hinein nach Kanada. Da ich sehr sehr früh dran war und alles vom Zeitplan her sogar besser geklappt hat als erwartet, hatte ich sogar noch Zeit einkaufen zu gehen. Das wollte ich eigentlich erst am Nachmittag in Victoria auf Vancouver Island erledigen.
So, die Katze ist nun auch aus dem Sack – ja, es geht nachher mit der Fähre hinüber nach ‘VI’. Ich habe mich da schon richtig doll drauf gefreut und war voller großer Erwartungen. Doch zunächst kämpfte ich mich durch die unendlichen Gänge des Walmarts in Tsawwassen. Ich hatte zwar einen recht umfangreichen Einkaufszettel geschrieben, aber wie das immer so ist, findet man bei dem Labyrinth-Lauf durch die Gänge immer wieder etwas was man dann doch noch in den Einkaufswagen legt, obwohl man es eigentlich gar nicht wollte. Vor allem Süßigkeiten und so Spielereien.
Wichtig war aber die Grundversorgung mit Wasser, Cola Zero, Orangensaft, Müsli, Milch, Nudeln, Reis, Tomatensauce und und und… ach ja. Nachos mit Dip natürlich. Ohne die geht kein Roadtrip gut aus 🙂 Mit einem vollen Wagen stand ich dann an der Kasse und blechte direkt 89 kanadischen Dollar. Schlimmer als das Suchen nach den Artikeln in den Regalen war nach dem Einkauf das Verstauen der Sachen im Auto. Ein ausgeklügelter Plan musste her ! 15 Minuten später und ohne Plan, wo ich was jetzt genau hingeräumt hatte, machte ich mich auf den Weg zur Tsawwassen Fairy.
Die Überfahrt
Die Fähre hatte ich für 13 Uhr vorab reserviert. War aber nun deutlich früher am Dock. Aber das war kein Problem. Die freundliche Dame am Ticket Desk sagte mir dass ich dann auch früher fahren kann, denn es ist genügend Platz. Sehr praktisch.

Ich sortierte mich in der Linie 32 ein und stieg aus dem Wagen um ein wenig durchzuatmen. Ich bin ja immer recht angespannt am Anfang. Nun konnte ich aber alles ein wenig sacken lassen. Ich holte mir eine kalte Cola und fing an bei herrlichen Sonnenschein (es war ziemlich warm) den Kühlschrank im Kofferraum mit Getränken und allem was gekühlt werden muss, zu befüllen. Ich machte einige Fotos vom Wagen und postete direkt auf Facebook für meine Freunde daheim – das WLAN hier direkt am Dock funktioniert 1A !



Um 11:50 Uhr wurden die Fahrer zu den Autos gerufen, es ging los. Noch nie hatte ich ein Auto auf solch eine Fähre gelenkt – ich war wirklich gespannt und neugierig. 5 Minuten später stand ich umgeben von vielen kleineren und auch größeren Autos, sogar Trucks, im Bauch der BC Ferries von Tsawwassen nach Swartz Bay.

Natürlich ging ich hinauf aufs “Sonnendeck” und genoss das super Wetter. Pünktlich legte die Fähre ab, es war ziemlich windig da draußen. Für rund 1.5 Stunden konnte ich die Seeluft genießen – wobei genießen nur relativ war, denn Ruhe hatte man auf der Fähre keine. Ich machte immer wieder einige Fotos.


Als wir den Großteil der Bucht hinter uns hatten kamen wir den vorgelagerten Inseln vor VI näher (Sturdies Bay, Village Bay). Hier konnte man schon erahnen was mich erwarten wird – wow war das schön ! Und es ging noch weiter. Die Fähre fuhr durch etliche Buchten und nah an den dort gelegenen Häusern vorbei. Dort wohnen – was für ein Traum !
Die 1.5 Stunden Überfahrt kam mich recht kurz vor. Aber sag das mal meiner Kopfhaut. Natürlich, wie zu jedem Urlaubsbeginn, hab ich mir am ersten Tag die Pläte verbrannt. Die Temperaturen waren nicht all zu hoch, aber die Sonne schien den ganzen Tag über ohne viel Wolken am Himmel. Und so kam es dass ich auch diese Situation prächtig unterschätzt habe.
Kurz vor dem Anleger an der Swartz Bay begab ich mich zurück zum Auto. Da ich ganz vorne in meiner Reihe stand, konnte ich auch früh von der Fähre fahren. Touchdown on Vancouver Island !
Check-In beim Campground
Bereits auf der Fährte hatte ich meine erste Anlaufstation in die Navi-App eingegeben und vorbereitet, denn ich wollte nicht erst ewig “rumgurken” sondern direkt auf kürzestem Weg meinen Campground aufsuchen. Ich hatte mich für den Goldstream Provincial Park Campground entschieden. Die Reservierung im Voraus klappte tadellos. Da sich hier im Goldstream Park einige kleine Schätze verbergen, war es die ideale Lage für eine Übernachtung und die Aktivitäten morgen.
Im Verkehr brauchte ich rund 45 Minuten bis zum Campground. Vom Ferry-Terminal aus sind es rund 42 Km Fahrt. Recht überschaubar. Ich checkte bei der hübschen und freundlichen Dame am Campground-Office ein und fuhr direkt zu meiner Site. Letztlich ging es mir nur darum zu wissen wo ich denn hin muss – denn ich hatte noch etwas vor und verließ kurze Zeit später wieder den Campground. Aber es ist wichtig zu wissen wo ich was finde, meine Campsite, die Toiletten und Duschen.


Ich war ganz zufrieden mit dem Platz. Der Campground war gerade sehr laut. Viele Kinder spielten und rannten umher. Überall große Pickup und Vans, viele Familien. War das hier normal ? Ich wusste es nicht. Aber es ist ja ein grandioser Campground um aus der Stadt heraus zu kommen mit nicht mal 25 Km Entfernung.

Aber nein….es war tatsächlich nicht normal, denn morge ist Vatertag in Kanada. Das lange Wochenende nutzten daher wohl viele bereits Donnerstag nachmittags aus um in die Natur zu entfliehen. Aber ok, gestört hat es mich nicht. Ich finde ja die Camping-Leidenschaft der Kanadier und der Amerikaner toll.

Quick-Shopping in Victoria
Wie erwähnt blieb ich nicht auf dem Campground sondern machte mich auf den Weg hinein nach Victoria um einige kleine Dinge einzukaufen. Lange wollte ich mich nicht dort aufhalten, ich besuchte daher nur den örtlichen MEC Laden. MEC steht für Mountain Equipment Co-Operative und ist im Grunde mit unseren Outdoorläden wie Globetrotter vergleichbar.
Auf meiner Einkaufsliste standen mehrere Dinge.
- Feuerzeuge
- Bärspray
- Mosquite-Spray
- Wasser-Reinigungs-Tabletten
- …und dies und das was mir noch so ins Auge fällt.
Aber es blieb am Ende bei den ersten 4 Dingen, preislich war der Shop einer Apotheke. Kennt man ja aber auch hier aus unseren Shops nicht anders…
Hier ein Paar wenige Impressionen aus Victoria – denn ich ließ die Stadt ansonsten links liegen und schaute mich hier nicht weiter um. Manch einer mag hier vielleicht “Skandal !!!” rufen, aber ich bin ja nicht der Städte-Typ. Ich schaue sie mir zwar gerne an, aber wenn ich die Option auf Natur oder Stadt habe, dann wird die Natur immer der Gewinner sein. Außerdem habe immer das Gefühl dass mir die Städte nicht weglaufen, sie werden auch bei einem späteren Besuch noch da sein, bei der Natur…. bin ich mir nicht mehr so sicher.
Sightseeing mit einem Local in Victoria
Meine eigentliche Nachmittags-Beschäftigung war aber eine ganz andere. Über das Amerika-Forum.de habe ich für meine Planung nette Hilfe gehabt. Der liebe Bernd stand mir mit Tipps tatkräftig zur Seite. Und mit ihm wollte ich mich heute noch treffen auf einen Plausch und ein Essen.

Dass wir dann aber am Ende bei Ihm daheim landen würden, anstatt in einem Restaurant, war eher eine spontane Sache, denn das hatten wir erst am Vormittag vereinbart. Bernd nannte mir einen Treffpunkt zu dem ich mein Gefährt hinführen soll. Und zwar zum “Clover Point” So recht vermochte ich diesen nicht in meinem Offline Maps.Me App finden. Bernd meinte nur “du wirst große Drachen aus der Ferne sehen, fahr einfach darauf zu”. Nun gut, ich fuhr wie befohlen nach Süden auf den Dallas Drive …. von dort ging dann alles nur gerade aus.
Und in der Tat, da waren auch die Flugdrachen. Ich parkte meinen Wagen und musste erstmal ein Paar Fotos machen, sowohl von der kleinen Bucht, als auch von Super Mario und Luigi 🙂


3-4 Minuten später kam ein VW Tiguan auf mich zu. Spontan dachte ich “das könnte er sein”. Der silberne SUV hielt neben mir an, das Fenster ging runter und ein herzliches, heimisches “Ei, Gude Wie ?!” kam hervor. Bernd kommt ursprünglich aus Hanau bei Frankfurt. Die “beste Ehefrau” saß auf dem Beifahrersitz. Wir nennen sie mal jetzt so 🙂 Wir begrüßten uns.

Bernd meinte er würde bei mir einsteigen und mir etwas von Victoria zeigen, während seine bessere Hälfte das Einkaufen übernimmt. Das war praktisch, denn so sah ich dann doch noch ein bisschen was von Victoria, ehe ich mich morgen auf den weiteren Weg begeben würde.
Entlang des Beach Drive in Victoria
Vom Clover Point fuhren wir zusammen weiter in Richtung Osten der Küste entlang durch die wunderbar gelegenen und schönen Viertel direkt an den Buchten. Hier sah man schon wo das Geld liegt 🙂 Wunderbare Häuser mit fantastischen Ausblicken über die Region. An einigen der Buchten hielten wir an, stiegen aus.

Doch erstmal lernten Bernd und ich uns ein wenig kennen. Denn bisher hatten wir nur Kontakt via Email und sprachen da im Grunde nur über meinen Trip und etwaige Tips. Dass wir während unserer Gespräche dann aber auf einige lustige Zufälle und Gemeinsamkeiten stießen, hätten wir wohl beide nicht gedacht. Die Chemie stimmte glaube ich von Beginn an 🙂


An der Bucht des Cattle Point Dark Sky Urban Star Park machten wir den letzten Stop an der Küste und fuhren dann über die Cedar Hill Road hinauf auf den Mt. Douglas Park, ein hügliger Park mit Ausblick am nördlichen Ende Victorias. Bernd sagte dass man von hier oben einen wunderbaren 360° Grad Umblick haben würde. Und das hatten wir auch. Auch wenn es ein wenig diesig über dem Meer war, war die Weitsicht richtig schön. Zu meinem Glück waren die Olympic Mountains auf der anderen Seite der Bucht nicht in Nebel gehüllt. Man sah noch schön die schneebedeckten Bergketten. So ganz hatte ich die Orientierung nicht im Kopf. Ich fragte Bernd nämlich was das für Berge seien. Obwohl ich stundenlang meine Vorbereitung gemacht hatte, mir Orte notierte, hatte ich die Karte und die Lage von Vancouver Island irgendwie nicht im Kopf. Denn VI liegt im östlichen Rand wie in einer Tasche vom Festland umgeben.

Schön zu sehen war wie schön grün Vancouver Island, bzw. zumindest die Region um Victoria erhalten ist. Nicht nur Häuser und Wolkenkratzer, sondern viel Wald, viele Grünflächen.
Generell war ich überrascht, denn ich hatte mir VI dann doch nicht ganz so hügelig vorgestellt. Hui….na das kann ja mit dem Wandern was werden ! Von hier oben konnte man auch prima die großen Kreuzfahrtschiffe im Hafen sehen.
Tolles Essen mit netter Gesellschaft
Vom Mount Douglas Park fuhren wir zu Bernd. Die “beste Ehefrau” war bereits zu hause. Bernd machte sich direkt daran den Lachs für den Grill und eine Vorspeise vorzubereiten. Wir saßen in der Küche und unterhielten uns. Die “beste Ehefrau” war über die gewissen Gemeinsamkeiten was Herkunft und auch Arbeit betraf überrascht. Den Abend über hatten wir uns noch viel zu erzählen.
Wir saßen draußen auf der Terrasse und genossen den vorzüglichen Lachs. Und man mag es kaum glauben, aber die Zeit verging auch hier wie im Flug. Mit einem richtig schönen Abend in sehr netter Gesellschaft und tollen Gastgebern wurde es dann allmählich dunkel und auch direkt ein wenig frischer. Gegen kurz vor 21 Uhr verabschiedete ich mich und bedankte mich für das tolle Essen und die herzliche Einladung. Ich machte mich mit den besten Wünschen der beiden für einen guten Trip auf den Weg zu meinem Campground.
Im Dunkeln ‘bettfertig’ machen….
Gegessen hatte ich ja bereits…. zum Glück musste ich nicht noch im Dunkeln für Abendessen sorgen. Aber…. mein erster Fehler an diesem Tag. Denn im Dunkeln war es nicht gerade einfach alles im Wagen (fürs erste Mal zumindest – denn noch war der Wagen und die Funktionalität für mich ungewohnt) so herzurichten dass ich anständig schlafen konnte. Ich war deutlich überfordert und versuchte zunächst meine Gegenstände zu verstauen. Nebenbei merkte ich bereits die Mücken die mir auf die Pellen rückten …. Nach gefühlt 5 Minute war ich bereits genervt und machte mir nicht noch mehr Terz mit der Matratze und dem riesigen Bettlaken. Ich ließ es wie es war….es war nicht schön. Im Gegenteil. Irgendwie sah mein Bett für die erste Nacht aus wie ein Unfall…aber…es ging. In Schönheit sterben bringt auch nichts, dachte ich mir. Für den ersten Abend sollte das eigentlich reichen.
…. und ich schlief wahrlich gut 🙂
Daten zu diesem Tag
gefahrene Meilen | Jucy Rentals > Walmart Tsawwassen > BC Ferries Tsawwassen Swartz Bay BC Ferries Terminal > Goldstream PP Campground > Victoria Harbor (MEC) > Clover Point > Cattle Point Park > Mnt. Douglas Park > Bernds Place > Goldstream PP Campground GESAMT: | 8,3 Km 5,6 Km 41 Km 17,7 Km 3,7 Km 6,8 Km 9,8 Km 5,5 Km 18,7 Km 117,1 Km |
gelaufene Meilen | Diverse GESAMT: | 2 Km 2 Km |